Manche Spiele sind wie alte Freunde, die sich plötzlich in neuen Klamotten zeigen: Vertraut, aber nicht mehr ganz dieselben. So wirkt auch die Rückkehr von Oceanhorn: Chronos Dungeon, das im zweiten Quartal 2025 auf Steam, iOS und Android erscheinen soll. Pünktlich zum 15. Jubiläum der finnischen Entwickler Cornfox & Bros. – ein symbolischer Moment, in dem man das Vergangene feiert und zugleich neue Wege einschlägt.
Retro ist nicht Nostalgie
Chronos Dungeon war schon immer der ungestüme Cousin der Oceanhorn-Reihe. Weniger Zelda-like, mehr Arcade – ein Spiel, das seine 16-Bit-Wurzeln offen zeigt, aber nie ganz darauf reduziert werden wollte. Und jetzt? Couch-Koop für bis zu vier Spieler, Klassenwechsel on the fly, zufällige Modifikatoren und astrologisch eingefärbte Stat-Starts. Das klingt nach einem Baukasten voller Ideen – die Frage ist nur: Ist das noch Ausdruck einer klaren Vision oder schon der Versuch, alle zugleich zufriedenzustellen?
Natürlich lässt sich das Spiel auch solo erleben. Aber machen wir uns nichts vor: Chronos Dungeon zielt auf das gemeinsame Erlebnis, auf das Chaos im Wohnzimmer, auf den Moment, wenn einer vergisst, die Mage-Kugel zu aktivieren – und alle deswegen draufgehen. In einer Zeit, in der Koop-Games oft online stattfinden oder in Mikrotransaktionen ertrinken, wirkt das fast schon rebellisch.
Das Versprechen: Einfach rein und los
Ein Dungeon Crawler „für alle Altersgruppen“ – das klingt erstmal wie ein Kompromiss. Doch vielleicht liegt darin auch die Stärke. Denn Chronos Dungeon war nie das Spiel für Hardcore-Taktiker. Es ging um schnellen Einstieg, um das Gefühl, sich Stück für Stück tiefer in ein Labyrinth zu graben, das jedes Mal ein wenig anders aussieht. Wenn Cornfox dieses Gefühl bewahrt hat, könnte die Neuauflage mehr sein als ein Jubiläumsgag.
Feierlaune mit Fragezeichen
Heikki Repo, der kreative Kopf hinter Cornfox, spricht von einem „besonderen Kapitel“, das den Geist der Serie erweitere. Und ja – Chronos Dungeon ist genau das: eine Erweiterung. Aber auch eine Abgrenzung. Eine Öffnung nach außen, hin zu neuen Plattformen, neuen Spielern, neuen Erwartungen. Die spannende Frage bleibt: Wie viel Oceanhorn steckt noch drin?
Es wäre einfach, hier über Franchise-Müdigkeit, Genregleichförmigkeit oder die Retro-Renaissance zu schreiben. Doch vielleicht genügt es diesmal, einfach zu spielen. Ohne Zynismus, ohne Erwartungen. Nur mit einem Controller in der Hand – und drei Freunden auf der Couch.
Willkommen zurück im Dungeon.