„Danke TikTok für die Kündigung“ – mit dieser knappen, aber provokanten Caption veröffentlichte die Creatorin @f.s2702 ein Video, das binnen Stunden viral ging. Sie sitzt darin in einem Auto, hält ein weißes Blatt Papier in die Kamera, dessen Inhalt nicht sichtbar ist. Ob es sich um eine echte Kündigung handelt, bleibt unklar – doch die Kommentare unter dem Clip explodierten: Über 1.700 Reaktionen, hitzige Debatten über Arbeitsrecht, Pausenregelungen und persönliche Verantwortung.
Ein Fall, der viele Fragen aufwirft – und vielleicht eine Mahnung für all jene ist, die Social Media und Arbeitswelt miteinander vermischen.
Was ist passiert?
Die Creatorin @f.s2702 hat sich in den letzten Monaten eine Community auf TikTok aufgebaut. Ihre Clips drehen sich oft humorvoll um das Leben im Büro – unterlegt mit POV-Texten, die den alltäglichen Arbeitsfrust vieler junger Berufstätiger in Worte fassen. In den Videos sitzt sie meist am Schreibtisch, tippt, telefoniert, rollt mit den Augen. Der Look ist stets makellos: perfekt gestylt, stark geschminkt, mit eingesetztem Filter. Stilistisch erinnern die Beiträge an die typische „Office POV“-Ästhetik auf TikTok – überzeichnet, aber nahbar.
Dann der Bruch: In einem später veröffentlichten Video bedankt sie sich ironisch bei TikTok für die Kündigung. Die Ursache? Sie habe während ihrer Pause einen TikTok gepostet – so die Behauptung. Einen klaren Nachweis gibt es nicht, das erwähnte Kündigungsschreiben bleibt unsichtbar.
Kann das überhaupt sein – eine Kündigung wegen TikTok?
Grundsätzlich gilt in Deutschland: Wer sich in seiner Pause befindet, darf diese weitgehend frei gestalten. Ob man isst, spazieren geht oder ein Video postet – solange keine betrieblichen Regelungen verletzt werden, ist das erlaubt. Doch: Es gibt Grauzonen.
Wenn ein Video:
- am Arbeitsplatz aufgenommen wurde,
- den Betrieb erkennen lässt (z. B. durch Räume, Kleidung, Equipment),
- oder den Arbeitgeber in ein schlechtes Licht rückt (bewusst oder unbewusst),
… kann das zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen führen – insbesondere, wenn es vorher Absprachen oder klare Social-Media-Richtlinien gab. Ob das hier der Fall war, wissen wir nicht. In Kommentaren wird allerdings immer wieder angemerkt, dass viele ihrer Clips klar am Arbeitsplatz aufgenommen wurden – womöglich auch nicht in der Pause.
Was sagen die Zuschauer?
Die Meinungen in den Kommentaren gehen weit auseinander:
- „Pause = Freizeit. Da darf sie posten, was sie will!“
- „Wenn sie im Büro filmt, ist das ein No-Go.“
- „Ich hab mir ihre Videos angesehen – verständlich, dass der Chef da nicht begeistert ist.“
- „Klingt für mich nach einer Schutzbehauptung.“
Andere äußern Mitgefühl, sprechen Mut zu, geben juristische Tipps oder berichten von ähnlichen Erfahrungen. Einigkeit herrscht allerdings darin, dass viele Unternehmen heutzutage sehr sensibel auf öffentlich sichtbare Inhalte reagieren – besonders, wenn der Arbeitsplatz erkennbar ist.
Ist das Ragebait?
Zunächst stand der Verdacht im Raum, dass es sich um sogenannten Ragebait handeln könnte – also Content, der gezielt provoziert, um hohe Reichweite zu erzeugen. Doch ein Blick auf die nachfolgenden Videos der Creatorin zeigt: Sie scheint tatsächlich auf Jobsuche zu sein, postet neue Inhalte aus Cafés und spricht offen über Veränderungen in ihrem Leben.
Ob die Kündigung tatsächlich auf den einen viralen Clip zurückzuführen ist oder auf die Summe ihrer Inhalte – das bleibt offen. Möglich wäre auch, dass sie selbst überrascht war, wie die Sache eskaliert ist. Eine Inszenierung im klassischen Sinne lässt sich zumindest nicht eindeutig belegen.
Was wir daraus lernen können – ein Hinweis für Creator
Die Geschichte von @f.s2702 zeigt, wie schmal der Grat zwischen kreativem Ausdruck und beruflichem Risiko sein kann:
- Wer regelmäßig Inhalte aus dem Büro postet, sollte sich über interne Richtlinien informieren.
- Selbst Videos, die „nur in der Pause“ entstehen, könnten problematisch sein – je nachdem, was im Hintergrund zu sehen ist.
- Arbeitgeber haben ein berechtigtes Interesse daran, dass interne Abläufe, Kundendaten oder Räume nicht ungefragt öffentlich gemacht werden.
- Und: Humor ist subjektiv. Was für die einen witzig ist, kann für andere unprofessionell oder unangemessen wirken.
Fazit
Ob berechtigte Kündigung, Missverständnis oder schlicht Pech mit der Aufmerksamkeit im Netz – der Fall @f.s2702 wirft Fragen auf, die viele betreffen könnten. Denn TikTok & Co. sind längst Teil unseres Alltags – auch im Job. Wer Content macht, sollte sich der Wirkung bewusst sein – und im Zweifel lieber einmal mehr fragen, was man postet und von wo.
So kann man vielleicht vermeiden, dass aus einem witzigen Büro-Pov plötzlich der letzte Clip aus dem alten Job wird.