Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ein Spiel wie After Inc. zu starten. Nicht weil es sich mit Zombies beschäftigt – das tun viele. Sondern weil es sich um das Danach bemüht. Um das, was selten erzählt wird: die Tage, Wochen, Jahrzehnte nach der Apokalypse. Nicht der Kollaps ist hier das Zentrum, sondern das fragile Gerüst, das danach wächst. Die Reste. Die Hoffnung.

Ndemic Creations, das Studio hinter Plague Inc., hatte schon immer ein Faible für den Ernst der Dinge. Jetzt, Jahre nach der spielerischen Pandemie, folgen sie diesem Gedanken weiter – fast philosophisch, mit dem Blick eines Anthropologen. After Inc. ist kein Spiel, das dich für zehn Minuten belohnt. Es fordert Aufmerksamkeit. Und Geduld.

Der Bruch mit der Simulation

Das Versprechen: ein Aufbauspiel in der Ruine der Zivilisation. Keine Ressourcen-Flut, kein Stadtplaner-Ballett wie bei SimCity. Stattdessen: begrenzte Ausdauer, moralisch schwer verdauliche Entscheidungen und ein Weltbild, das dich mit „demokratisch oder autoritär?“ konfrontiert, noch bevor du dein erstes Feld bepflanzt hast. Manche Spieler – so liest man in den Bewertungen – empfinden genau das als Schwäche. Kein roter Faden. Zu langsam. Zu wenig Struktur.

Und doch liegt darin vielleicht die größte Stärke des Spiels: Es simuliert nicht den Wiederaufbau, es hinterfragt ihn. Warum errichten wir Siedlungen überhaupt? Was tun wir mit Alten, mit Hunden, mit Regenwasser? Fragen, die sich wie kleine Risse durch das hübsche, handgezeichnete Großbritannien ziehen, das man hier erkundet.

Spielmechanik und Dissonanz

Mechanisch schwankt After Inc. zwischen strategischem Kolonie-Management und leichtem 4X-Gefühl. Aber ohne den Exzess. Kein Terraforming, kein intergalaktischer Wettlauf – nur eine karge Karte und die Hoffnung, dass der nächste Brunnen noch Wasser spendet. Expeditionen in verlassene Zonen locken mit Loot und Katastrophen, aber nie mit Erlösung. Der Fortschritt ist langsam, fast widerwillig. Und genau das stört einige Spieler: „Speichert sofort in die Cloud und überschreibt alles“, klagt ein Nutzer. „Cashgrap“, wettert ein anderer. Der Ton ist rau, aber oft ehrlich.

Gleichzeitig finden sich lobende Stimmen, die die Balance der Ressourcen, die Wirkung kleiner Entscheidungen und die Freiheit in der Siedlungsgestaltung betonen. Dass es kein Zeitlimit gibt, wird mehrmals positiv hervorgehoben – es lässt Raum zum Denken. Zum Scheitern.

Ein kulturelles Spiel?

Vielleicht ist After Inc. ein Spiel, das gar nicht gefallen will. Eher ein Gedankenexperiment. Es legt die Mechanik offen wie ein archäologisches Artefakt und überlässt dir die Deutung. Die Zombies sind da, ja – aber sie sind eher Kulisse als Gegner. Das eigentliche Monster ist der Wiederaufbau selbst. Die Frage, wie viel von der alten Welt wir zurückwollen – und wie viel besser weggelassen werden sollte.

Im besten Fall ist After Inc. ein Spiel über Verantwortung. Im schlimmsten Fall eine zu lange Meditation über dieselbe. Und vielleicht ist genau das sein Wert: Es zwingt dich nicht, zu spielen. Aber wenn du es tust, wirst du nicht dieselbe Person sein wie vorher.

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