Du siehst die Werbung. Ein dramatischer Kameraschwenk. Verteidigungsanlagen, die feuern. Mittelalterliche Atmosphäre, Katapulte, vielleicht sogar ein bisschen Game of Thrones-Vibe. Und dann der Titel: Kingshot. Klingt nach einem schnellen Tower-Defense mit Basisbau und cleverem Mikro-Management. Du installierst es. Der erste Klick fühlt sich gut an. Alles läuft glatt. Keine Werbung. Und dann… dann kommt der Moment, in dem du merkst: Das ist kein Tower Defense. Es ist ein Stadtaufbauspiel. Und zwar eins, das sich kaum von seinen zahllosen Brüdern unterscheidet.
„Einmal im Leben möchte ich ein Spiel spielen, das wie in der Werbung ist und ohne Pay to win funktioniert.“, schreibt ein User am 21. März 2025. Sein Frust ist nicht allein. Auch Andreas Dix bleibt nach einer Stunde Spielzeit ratlos: „Das Spielziel ist mir bisher nicht klar.“
Genre, Ziel, Mechaniken: Was Kingshot eigentlich ist
Kingshot ist ein Mobile-Strategie-Game von Century Games PTE. LTD., den Machern von Whiteout Survival und Family Farm Adventure. Es mischt Elemente aus Base-Building, Ressourcen-Management und PvP-Kämpfen – gepackt in ein mittelalterliches Survival-Setting. Die Spieler übernehmen die Rolle eines Gouverneurs, der nach einer Rebellion in einer post-feudalen Welt das Überleben sichern soll.
Du baust eine Stadt auf, rekrutierst Helden, verteidigst dich gegen Invasionen und versuchst, durch Gesetze, Technologie und geschickte Ressourcenplanung deine Zivilisation neu aufzubauen. Die Mechaniken? Standardkost: Wartezeiten, Rohstoff-Optimierung, PvP-Wettkämpfe, und ja – natürlich ein Heldensystem mit seltenen Charakteren, die sich besser mit Echtgeld ergattern lassen.
Plattform, Technik & Multiplayer
Kingshot läuft auf Android (ab Version 7.0), hat über eine Million Downloads und eine Altersfreigabe ab 0 Jahren – was nicht ganz zur düsteren, kriegsverseuchten Story passt. Es gibt PvE-Missionen und PvP-Ranglisten, aber kein echtes Multiplayer-Koop-Feature. Wer von echten Allianzen träumt, wird auf halber Strecke enttäuscht.
Technisch wirkt das Spiel solide, die Performance auf Mittelklassegeräten ist stabil. Grafisch eher zweckmäßig als bahnbrechend – mittelalterlicher Stil trifft auf generische Einheitenmodelle.
Von Lootboxen und Hoffnung: Die Monetarisierung
Die In-App-Käufe reichen von 1,19 € bis zu satten 119,99 €. Klingt bekannt? Ist es auch. Die Strategie ist klassisch: künstliche Wartezeiten, knappe Ressourcen, seltene Items, die du durch zufallsbasierte Belohnungen bekommst – oder eben durch Echtgeld.
„Nudging zum Kauf von Items. Künstliche Wartezeiten und Quasi-Loot-Boxes (die man mit seltenen Items, welche man natürlich gegen Geld nachlaufen kann, wiederholt öffnen darf). So richtiger Spielspaß will leider nicht aufkommen.“, merkt ein Reviewer kritisch an.
Die kulturelle Maske: Von Dynastien und Wiederaufbau
Kingshot versucht, sich durch Storytelling vom Einheitsbrei abzuheben. Die Welt ist im Umbruch. Eine Dynastie wurde gestürzt. Seuchen, Rebellionen, Hunger – das Spiel malt ein Bild des Untergangs, das irgendwo zwischen The Walking Dead und Anno 1404 angesiedelt ist. Doch diese Tiefe bleibt an der Oberfläche. Die Texte wirken überdramatisiert und künstlich aufgeblasen. In Wahrheit geht es wie immer nur darum, schneller zu bauen als die Konkurrenz und möglichst viele Ressourcen zu bunkern.
Zwischen Hoffnung und Boykott – die Spielerstimmen
Einige Spieler loben den Einstieg: „Der Anfang ist echt in Ordnung und keine Werbung…“ Doch dieser Eindruck währt nicht lange. „…aber das Spiel wird wieder zu einem wie viele andere auch. Hast deine Basis… außenrum sind andere Basen, die dich zerstören, wenn du kein Schild mehr hast. Nervt.“
Ein anderer schreibt: „Taugt für gute 2 Std Spielspaß, aber danach kommt der Frust, weil man nur durch Geld weiterkommt.“
Eine Rezensentin bringt es auf den Punkt: „Ich werd die alle jetzt boykottieren und deinstallieren! Nicht mit mir!!!“
Fazit: Wer Kingshot spielt, spielt nicht das Spiel aus der Werbung
Kingshot ist kein schlechtes Spiel im technischen Sinn. Es ist einfach nur ein weiteres Spiel im Meer der monetarisierten Mobile-Aufbau-Spiele. Die Werbung erweckt falsche Erwartungen, das Gameplay ist bekannt, das Monetarisierungsmodell aggressiv – aber eben auch effizient. Century Games weiß, wie man die Masse abholt. Nur leider fühlen sich immer mehr Spieler dabei wie bloße Konsumenten in einer digitalen Tretmühle.
Für alle, die Tower Defense wollten: Finger weg.
Für alle, die Clash of Clans schon fünfmal gespielt haben und Lust auf einen neuen Skin haben: Viel Spaß.
Und für alle anderen: Vielleicht einfach mal wieder Bad North auf der Switch spielen. Da kommt der Pfeil wenigstens, wenn man ihn abschießt.
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