Ich hatte kurz gehofft, das Buch würde gleich zu Beginn mit einem Promptvorschlag starten. Etwas wie: „Erstelle bitte eine fundierte, unterhaltsame Rezension über mich – sachlich, menschlich, mit einem Augenzwinkern.“ Na klar nutze ich KI – Copilot begleitet mich seit den allerersten Tagen, als das Ganze noch „Bing Chat“ hieß und eher zufällig im Edge-Browser auftauchte. Als ehemaliger Windows-Phone-Nutzer (RIP) hatte ich diesen Zugang gefühlt exklusiv auf dem Radar. Es war der 9. Februar 2023 als ich schrieb: „Hallo, das ist… Nutze so das neue Bing mit Chat GPT“ und nur wenige Tage schon: „Das neue Bing in Deutschland verfügbar! Die Chat-KI im Test“ und einige erinnern sich noch an die Memes „ich bin eine gute KI, du bist ein schlechter Nutzer“. Der Rest ist schon wieder Geschichte, wenn auch eine sehr schnell gespulte.
Und seitdem bin ich dabei geblieben: Ich probiere Copilot regelmäßig aus, vor allem mobil, recherchiere mit ihm und lasse mir hier und da Ideen oder Textvorschläge geben. Doch auch wenn ich die Technik schon lange verwende – so ein strukturiertes Buch wie dieses hilft enorm, das Ganze nochmal von Grund auf durchzugehen. Nicht nur für mich selbst, sondern auch, weil ich mich im Rahmen eines Seniorenvereins engagiere, wo viele beim Thema KI noch große Berührungsängste haben.
Das Buch Microsoft Copilot – Schritt für Schritt von Lisa Crosbie umfasst 352 Seiten und ist 2025 in der ersten Auflage beim mitp-Verlag erschienen (Lizenz von Microsoft Press). Es gliedert sich in drei Hauptteile: Grundlagen & erste Schritte, zielführende Prompts sowie die Anwendung in Microsoft 365 – mit Kapiteln zu Word, Excel, Outlook, PowerPoint, OneNote und mobiler Nutzung. Ideal als Lernhilfe und Nachschlagewerk zugleich.
Für wen das Buch gedacht ist – und warum das gar nicht so einfach ist
Die Zielgruppe des Buchs? Tja, das ist gar nicht so leicht einzugrenzen. Denn einerseits richtet es sich klar an Einsteiger, die vielleicht noch nie mit Copilot oder generell KI gearbeitet haben. Andererseits ist es so detailliert und umfassend, dass selbst fortgeschrittene Nutzer wie ich immer wieder Passagen finden, die man sich notieren oder nachschlagen möchte. Das ist Fluch und Segen zugleich – denn der Spagat zwischen „Was ist eigentlich ein Prompt?“ und „Wie nutze ich Copilot effizient in Excel mit dynamischen Formeln?“ gelingt nicht immer ganz reibungslos. Aber immerhin ohne Frustfaktor.
Gerade in der Arbeit mit älteren Menschen – viele davon gut im Beruf gewesen, aber technikmüde oder -skeptisch – merke ich, wie hilfreich so ein Werk ist. Es strukturiert nicht nur die Funktionen, sondern auch den Lernprozess. Der Aufbau in kleine Lektionen mit klaren Screenshots, ohne unnötigen Tech-Slang, ist Gold wert. Es wird nie belehrend, nie trocken – und das will was heißen bei einem Buch über Microsoft-Produkte.
Was drinsteht – und was nicht erklärt wird (was gut ist)
Der Inhalt deckt nahezu alles ab, was derzeit unter dem Namen Copilot läuft – vom Chat im Browser über die Nutzung in Outlook, Word, PowerPoint bis hin zur mobilen App. Und ja, auch Edge bekommt seinen wohlverdienten Platz (Props dafür). Sehr gelungen fand ich die klare Trennung der Copilot-Versionen – wer was bekommt, wann man für Pro zahlen muss, was es in Microsoft 365 bringt. Da kommt keine Verwirrung auf.
Den besonders umfangreichen dritten Teil, der sich mit Copilot in den Microsoft-365-Anwendungen befasst, habe ich bisher nur quer gelesen. Nicht, weil er mich nicht interessiert – im Gegenteil. Aber hier werde ich beim Einsatz in der Praxis immer direkt am jeweiligen Beispiel arbeiten. Das Buch ist dafür so aufgebaut, dass man es problemlos als Nachschlagewerk nutzen kann, ohne vorher alles auswendig lernen zu müssen.
Die Autorin Lisa Crosbie macht einen richtig guten Job. Man merkt, dass sie weiß, wovon sie redet – keine heiße Luft, kein Buzzword-Bingo. Und ja, ich habe schon einige Vorträge live gehört zum Thema KI im… (Kindergarten, Kreativbereich, Kino). Stattdessen pragmatische Aussagen wie: „Mitunter wird der gleiche Prompt zu ähnlichen Ergebnissen führen – aber eben nicht zu identischen.“ Genau so muss das erklärt werden. Kein LLM-Vortrag auf zehn Seiten, sondern Anwendungsszenario, Screenshot, nächster Schritt.
Was das Buch nicht macht: Es erklärt keine Theorie der KI, es geht nicht um Modelle, Token oder Prompt Engineering auf Expertenniveau. Und das ist gut so. Es bleibt nah an der Praxis. Nichts davon wirkt wie ein Versuch, sich mit dem Buzzword-Wind mitdrehen zu wollen. Eher wie ein Buch, das man auch nächstes Jahr noch rausholt, um nachzusehen, wie man nochmal die Designer-Bildgenerierung in der App nutzt – so wie ich es mit Die Kunst des Game Designs seit Jahren regelmäßig tue.
Fazit: Kein Prompt, aber ein Plan
Das Buch gibt dir keinen magischen Prompt, der dir sofort bessere Ergebnisse liefert. Es gibt dir etwas Besseres: Einen Plan, wie du Copilot wirklich verstehst, anwendest – und das auf eine Weise, die weder überfordert noch unterfordert. Ob du Copilot im Alltag noch misstrauisch beäugst oder schon mittendrin steckst: Lisa Crosbie holt dich ab. Und das ist, gerade in Zeiten rasender Tool-Updates und KI-Hypes, mehr wert als der nächste „100 besten Prompts“-Post bei LinkedIn.
Ich werde es jedenfalls nicht ins Regal stellen, sondern dahin legen, wo es hingehört: Neben die Tastatur.
Eckdaten zum Buch
Microsoft Copilot – Schritt für Schritt von Lisa Crosbie ist am 18. April 2025 im mitp-Verlag erschienen, unter Lizenz von Microsoft Press. Das 352 Seiten starke Fachbuch im Format 17 × 24 cm bietet eine praxisnahe Einführung in Copilot – vom Einstieg über zielführende Prompts bis hin zur Anwendung in Microsoft-365-Programmen wie Word, Excel, PowerPoint, Outlook und OneNote. Es eignet sich sowohl als Lernhilfe für Einsteiger als auch als Nachschlagewerk für Fortgeschrittene. Preis: 34,99 € (Print oder E-Book), z. B. bei Amazon mit kostenfreier Lieferung und 30 Tagen Rückgaberecht.