Wir haben uns Etsy als Verkäufer angeschaut – und mussten ganz schön schlucken

Etsy war mal eine kleine Revolution. Ein Ort für kreative Freiheit, faire Verkäufe und besondere Produkte. Doch wer heute versucht, dort als ehrlicher Anbieter Fuß zu fassen, wird schnell merken: Hier geht es nicht mehr um Handgemachtes. Es geht um Masse. Um Marge. Und um gnadenloses Durchsetzen im Algorithmus. Wir haben uns umgesehen – und mit echten Verkäufern gesprochen. Was wir gefunden haben? Eine Plattform am Kipppunkt.

Handgemacht? Viel Glück damit

Wenn du mit Herzblut etwas produzierst, brauchst du Zeit. Arbeitszeit, Material, vielleicht sogar spezielles Werkzeug. Du kalkulierst fair, möchtest Qualität liefern – aber Etsy belohnt das nicht. Im Gegenteil.

Du konkurrierst mit Anbietern, die Produkte für ein Sechstel des Preises raushauen. Ohne Handarbeit, ohne echte Produktion. Einfach weiterverkauft, gedroppt, importiert. Und Etsy lässt es durchgehen.

Was uns auffiel: Angebote mit „Handgemacht“-Label, aber verdächtig schneller Lieferzeit, auffällig niedrigen Preisen und null Individualisierung. Wer’s glaubt…

Dropshipping trotz Verbot – Etsy schaut einfach weg

Offiziell verbietet Etsy Dropshipping. In der Praxis? Eine Shop-Suche reicht, und du findest seitenweise Artikel, die direkt aus einem Großhandelskatalog stammen könnten.

Die Masche ist bekannt: Billig einkaufen (oft bei Temu oder AliExpress), auf Etsy mit hübschen Bildern hochladen, 500 % Aufschlag drauf – fertig. Etsy profitiert mit jeder Transaktion, mit jeder Shop-Eröffnung. Warum also wirklich durchgreifen?

Frustfaktor hoch zehn: Du machst selbst, was andere einfach weiterleiten – und wirst dann auch noch in denselben Topf geworfen. Wer dabei gewinnt, ist klar: nicht du.

KI-Kunst, STL-Diebstahl & gefälschte Muster – digitale Wildwestzone

Besonders erschreckend: der Bereich für digitale Produkte. Von gestohlenen 3D-Druck-Dateien bis zu KI-generierter Kunst, die als handgemalt verkauft wird, ist alles dabei. Der Unterschied? Nur wenige Cent – und keine Transparenz.

In mehreren Listings entdeckten wir:

  • Offensichtliche Kopien bekannter Modelle ohne Urhebernachweis
  • „Individuelle Porträts“ mit unrealistischer Lieferzeit und Dumpingpreis
  • Muster und Anleitungen, die technisch nicht umsetzbar sind

Wer’s meldet, bekommt meist keine Antwort. Oder wird selbst gesperrt.

Etsy sperrt – aber oft die Falschen

Ein besonders bitteres Thema: Etsy sperrt mittlerweile viele Shops – aber oft trifft es genau die ehrlichen Anbieter. Der Grund? Automatisierte Prüfungen, schlechte Kommunikation und null Kulanz.

Uns berichteten Verkäufer von:

  • Sperrungen nach Kundenbeschwerden, obwohl alles nachweisbar korrekt war
  • automatischen Banns wegen angeblicher Regelverstöße
  • fehlendem Zugang zu Kundendaten nach Sperrung – Bestellungen können nicht mal mehr verschickt werden

Das Vertrauen in Etsy schwindet. Und das ist noch höflich formuliert.

Gebühren, Sichtbarkeit, Algorithmus – ein Spiel für Große

Viele wissen gar nicht, wie Etsy heute funktioniert:

  • 0,20 USD pro Listing
  • 6,5 % Transaktionsgebühr
  • +3 % Zahlungsabwicklung
  • + ggf. 12–15 % bei Offsite Ads

Und wer nicht freiwillig „versandkostenfrei ab 35 €“ anbietet, wird vom Algorithmus abgestraft. Das alles frisst deine Marge. Und zwingt viele zu Preisaktionen, die kaum noch tragbar sind.

Fazit: Etsy hat sich verändert – nicht zum Guten

Etsy war mal ein Ort für echte Macher, für kreative Köpfe und für kleine Unternehmen mit Seele. Heute ist es ein Marktplatz, der professionellen Resellern, KI-Bilderfarmen und Dropshippern Tür und Tor öffnet.

Für dich als echter Verkäufer heißt das:

  • Du brauchst dickes Fell, kluge Strategien – und einen Plan B.
  • Am besten: baue parallel eigene Strukturen auf (Shop, Socials).
  • Und verliere nie den Blick dafür, was deine Arbeit wert ist.

Denn Etsy wird dich nicht schützen. Nicht wirklich.

Mehr Hintergründe zur Entwicklung von Etsy findest du auch in unserem ersten Beitrag: Etsy: Eine Plattform im Wandel – Ursprung, Entwicklungen und Kritik

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