Ich werde zum Katzenhund! Es fängt immer harmlos an. Man möchte ausmisten. Etwas Platz schaffen. Vielleicht sogar ein kleines Erfolgserlebnis, so ein digitales „Ich kann loslassen“. Also öffnet man Vinted oder Kleinanzeigen. Stellt ein Kleid ein, das einem nicht mehr passt – oder nie gepasst hat, weil man es mit Hoffnung statt Maßband gekauft hat.

Und dann beginnt der Wahnsinn.

Das Internet gibt dir Plattform – und den Leuten den Rest Verstand

Was einst als Secondhand-Revolution begann, ist heute oft ein Tauschplatz für Erwartungen, die so absurd sind, dass man sich fragt, ob das noch echte Menschen sind – oder eine sehr boshafte Beta-Version von ChatGPT, trainiert auf Geiz ist Geil.

Willst du einen Lockenstab verkaufen, kommt: „Versand zu teuer.“
Verlangst du 4 Euro für ein Sportset, heißt es: „Dreckige Latte, behalt’s.“
Schenkst du was her, wird erwartet, dass du es über Bundeslandgrenzen hinweg persönlich überreichst.

Und dabei reden wir hier nicht von NFTs, sondern von alten Schuhen.

Plattformlogik: Wir geben dir Tools – du kriegst die Leute

Das eigentlich Faszinierende – und hier wird’s meta – ist die Architektur dieser Plattformen. Sie sind für Vertrauen gebaut, aber im Alltag die reinste Zersetzung. Jeder kann jeden anschreiben, handeln, abspringen, bewerten, beleidigen. Vinted und Kleinanzeigen wirken wie die digitale Fortsetzung von „Der Kunde ist König“, nur ohne Filter. Kein Algorithmus schützt dich vor dem 1-Euro-Händler oder dem Ghoster mit Foto-Anforderungsfetisch.

In der Theorie: Peer-to-Peer, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit.
In der Praxis: Misstrauen, Maximalverhalten, Mikrodramen.

Marktplatz oder Mikro-Aggression?

Was hier passiert, ist auch ein Abbild von uns. Von unserer Unsicherheit, unserer Konsumkultur, unserem Misstrauen. Auf Amazon klickt man – bei Kleinanzeigen verhandelt man sich selbst in den Wahnsinn. Weil da eben kein Konzern zwischen uns steht. Nur wir. Mensch zu Mensch.

Und ganz ehrlich? Das ist verdammt anstrengend.

Denn bei Kleinanzeigen wirst du nicht nur Verkäufer, du wirst gleichzeitig Kundenservice, Logistikzentrum, Mediatorin, Psychologe und Paketbote. Und das alles für 3 Euro, von denen du nach Versand und Fahrt zur Post noch 82 Cent Gewinn machst – aber nur, wenn dich niemand währenddessen blockiert oder verklagt.

Secondhand als soziales Experiment

Vielleicht ist das der wahre Kern: Vinted & Co sind keine Handelsplattformen, sondern soziale Labore. Und wir sind ihre Testmäuse – mit kaputtem Toaster unterm Arm und Hoffnung im Herzen. Hoffnung, dass es diesmal klappt. Dass die Leute normal sind. Dass man einfach was verkauft und beide glücklich sind.

Manchmal passiert das. Dann spürt man diese zarte, warme Ahnung: So könnte es sein.
Doch meistens denkt man einfach nur: Ich geh jetzt auf den Flohmarkt. Da sagen sie wenigstens Danke.

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