Eine Leihgabe, ein Nein – und ein Sturm im Vertriebsglas?
Was als unkomplizierte Testphase begann, endete in einer viralen Eskalation: Die TikTokerin Katja Daniel teilte kürzlich eine persönliche Story über eine negative Erfahrung mit einer Thermomix-Beraterin – inklusive Beleidigungen, Druckversuchen und einem skurrilen Haustür-Streit. Die Reaktionen? Über 1.500 Kommentare, von Zustimmung über Spott bis hin zu Verteidigung des Geräts.
Doch was ist hier eigentlich passiert – und was sagt das über das Vertriebsmodell von Vorwerk aus? Ein nüchterner Blick auf einen emotional aufgeladenen Fall.
Die Ausgangslage: Testgerät, kein Kauf, viel Druck
Katja erhielt ein Thermomix TM7-Testgerät, das ihr von einer Beraterin persönlich nach Hause gebracht wurde. Die Testphase sollte 40 Tage laufen. Katja, selbst Influencerin im Food- und Lifestylebereich, hatte ursprünglich erwogen, auch selbst als Beraterin einzusteigen. Doch nach einiger Nutzung entschied sie sich klar gegen das Gerät – sie fühlte sich nicht „authentisch“ damit.
@katjadaniel_ Thermomix-Test? Nie wieder! Meine schockierende Erfahrung mit der Beraterin 🤡 Ich teile heute meine ehrliche Storytime über meine schlechte Erfahrung mit dem Thermomix-Testzeitraum. Was als nette Aktion begann, endete im Chaos: Druck, Respektlosigkeit und ein Verhalten, das einfach nicht geht. Ich bin aus Dortmund und wollte meine Erfahrung teilen, um anderen vielleicht Ärger zu ersparen. Hast du auch sowas erlebt mit Direktvertrieb, Beraterinnen oder Testangeboten? Schreib’s in die Kommentare! ✍️ . . . . #storytime #thermomix #thermomixtest #vertrieb #beraterin #schlechteerfahrung #direktvertrieb #testzeitraum #tiktokdeutschland #dortmund #meineerfahrung #kundenservice #erlebt #truefacts #direktervertrieb #tiktokaufklärung #alltagserfahrung #kundenerlebnis #vertrauensbruch #neindanke #nichtmitmir #fy #fürdich #katjatestet #storytime #realstory ♬ Originalton – Katja Daniel
Soweit, so normal. Doch ab diesem Punkt begann die Auseinandersetzung:
- Die Beraterin forderte, dass Katja das Gerät zu ihr zurückbringen solle.
- Katja verweigerte das – ihrer Ansicht nach zu Recht: Sie hatte es nicht abgeholt, also müsse es auch wieder abgeholt werden.
- Es folgten mehrfache Nachrichten, Voice-Memos, Druck durch eine Bezirksleitung und schließlich ein Hausbesuch, bei dem es laut Katjas Darstellung zu Beleidigungen kam.
Kommentare & Community: Zwischen Thermomix-Sekte und Lidl-Liebe
Die Reaktionen auf TikTok sind deutlich – und vielsagend:
- Viele berichten von ähnlichen Erfahrungen mit Thermomix- oder anderen Direktvertriebsberatungen.
- Einige vergleichen das System mit einer „Sekte“ oder „Drückerkolonne“.
- Andere loben ihr Gerät – aber nicht den Vertriebsweg: „Ich liebe meinen Thermomix, aber habe ihn direkt online bestellt – keine Beraterin, kein Stress.“
- Und dann gibt es auch Stimmen, die Katjas Verhalten kritisch sehen: „Ein Rücksendelabel oder das Gerät einfach vorbeibringen – wäre das nicht der einfachere Weg gewesen?“
Was lernen wir daraus?
1. Thermomix ist ein emotionales Produkt.
Ob geliebt oder abgelehnt – kaum ein Küchengerät polarisiert derart. Der hohe Preis, das Versprechen von „Kochen wie von selbst“, und das exklusive Image machen den TM7 zu einem Statussymbol – und damit zum idealen Gegenstand für hitzige Diskussionen.
2. Das Vertriebsmodell ist ein Anachronismus.
Direktvertrieb über private Berater*innen wirkt in einer Welt von Onlinekäufen, Vergleichsportalen und Amazon-Bewertungen zunehmend überholt. Persönliche Beratung kann ein Mehrwert sein – aber nur, wenn sie professionell, transparent und frei von Verkaufsdruck erfolgt. Das war hier offenbar nicht der Fall.
3. TikTok ist das neue Verbraucherschutz-TV.
Was früher in der „Servicezeit“ lief, wird heute live auf TikTok erzählt. Das verändert Machtverhältnisse: Wer unprofessionell auftritt, muss mit öffentlicher Kritik rechnen – egal, ob Beraterin oder Großkonzern. Das bedeutet: Kundenerlebnisse sind heute Content – und Vertriebler*innen sollten sich dessen bewusst sein.
War Katja Daniel im Recht?
Rechtlich betrachtet: ja.
Eine Bringpflicht („Bringschuld“) ergibt sich aus so einem Testverhältnis nicht automatisch. Wer das Gerät liefert, übernimmt üblicherweise auch die Abholung – zumal Katja die Rückgabe rechtzeitig ankündigte und auf eine Abholung bestand.
Emotionale Reife zeigte sie auch: Trotz Druck und Beleidigungen blieb sie in ihrer Kommunikation größtenteils sachlich und höflich. Sie zog sich aus dem Vertrieb zurück, meldete das Verhalten der Beraterin offiziell – und machte öffentlich, was viele sonst nur stillschweigend schlucken würden.
Fazit: Der Fall zeigt mehr als nur ein Thermomix-Problem
Ob man nun Team „Thermi“, Team „Monsieur Cuisine“ oder einfach nur Team „analoger Kochtopf“ ist – der Fall von Katja Daniel ist ein Paradebeispiel dafür, warum Vertriebsmethoden aus den 90ern nicht ins Jahr 2025 passen.
Was hier passiert ist, war mehr als nur ein persönlicher Konflikt – es war ein Systemversagen, das durch TikTok sichtbar wurde. Und vielleicht ist das die eigentliche Lehre: In einer Welt, in der jedes Kundenerlebnis auch ein viraler Clip sein kann, müssen Marken mehr denn je auf Empathie, Fairness und Kommunikation setzen – nicht auf Druck und Verkaufszahlen.
Update: Vorwerk reagiert – TikTokerin meldet rechtlichen Druck
In einem weiteren TikTok-Video berichtet Katja Daniel, dass sie eine E-Mail von Vorwerk erhalten habe. Darin werde sie zur Löschung ihres ursprünglichen Clips aufgefordert – mit Verweis auf eine angebliche Persönlichkeitsrechtsverletzung. Eine offizielle Stellungnahme des Unternehmens blieb laut ihrer Aussage bislang aus. Daniel betont in ihrer Antwort, sie habe ausschließlich ihre persönliche Erfahrung sachlich geschildert, ohne beleidigende Inhalte oder private Informationen zu veröffentlichen.
Kritik an diesem Vorgehen kam nicht nur von ihr selbst, sondern auch aus der Community, die zunehmend emotional auf den Fall reagiert. In einem weiteren Clip spricht sie zudem von einer wachsenden Zahl an Rückmeldungen durch weitere Betroffene – darunter nach eigenen Angaben sogar Personen mit angeblichem Polizei-Hintergrund. Auch dieses Detail sorgt für Diskussionen.
Wir geben diese Aussagen hier mit journalistischer Distanz wieder. Eine unabhängige Prüfung der geschilderten Vorfälle liegt uns derzeit nicht vor. Der Fall bleibt umstritten – sowohl was die Darstellung als auch die Reaktionen betrifft.



