„TownsFolk“ von Short Circuit Studio (u.a. auch Teeny Tiny Town und Teeny Tiny Trains) ist kein Spiel, das laut schreit. Es flüstert. In leisen, melancholischen Tönen erzählt es von Arbeit, Glauben und Kompromiss – von der Kunst, eine Gesellschaft im Gleichgewicht zu halten, wenn jede Entscheidung einen Preis hat. Das Genre? Eine Hybridform zwischen City Builder und Roguelite. Die Plattform? iOS, Android, Windows – bald wohl auch Switch, wie Reddit-User pingponghujdupacipa hoffnungsvoll bemerkte.

Das Ziel klingt simpel: Überleben. Bauen. Bestehen. Doch wer das Spiel länger als zehn Minuten spielt, merkt, dass Überleben hier eine moralische Disziplin ist.

Ein König, viele kleine Leute

Die zentrale Mechanik: Ressourcenmanagement. Nahrung, Produktion, Glauben und Gold müssen ausbalanciert werden – und gleichzeitig will der König regelmäßig seinen Tribut. Das klingt nach „Steuern zahlen“ auf Pixelbasis, ist aber in Wahrheit ein Kommentar auf Loyalität und Macht. Wer zu viel Wohlstand schafft, zieht höhere Abgaben auf sich. Spieler MrSavvy44 brachte es im Reddit-Thread auf den Punkt:

„Man wird bestraft, wenn man zu produktiv ist – das ist fast schon satirisch.“

Hier trifft die Fiktion auf Realität. In deutschen Foren kommentierten einige Spieler augenzwinkernd, dass sie sich „an ihre letzte Steuererklärung erinnert fühlten“.

Vom Bildschirm ins Geschichtsbuch

Die Entwickler stammen aus Stockholm, vier Personen, die mit sichtbarer Liebe zur Ästhetik und zur Philosophie der Aufbau-Spiele arbeiten. Ihr Einfluss reicht sichtbar zurück zu Klassikern wie Civilization II und Die Siedler, aber auch zu modernen Indies wie Into the Breach.
Doch TownsFolk geht einen Schritt weiter: Statt reiner Expansion wird hier Verantwortung simuliert. Jede Siedlung fühlt sich wie eine Fallstudie über Macht, Moral und Ressourcenknappheit an – Themen, die in Europa 2025 wieder erschreckend aktuell klingen.

Pixel und Politik

Die Grafik ist bewusst schlicht: handgezeichnete Pixel, die mehr andeuten als zeigen. Das erinnert an die 16-Bit-Ära, aber mit einem nordischen Minimalismus, der fast schon meditativ wirkt. Spielerin RosieSunny22 schrieb:

„Herausfordernd, aber nicht frustrierend. Wie ein guter Tag auf der Arbeit.“

Andere sehen in der Pixelästhetik eine bewusste Entschleunigung. In einer Welt, in der Games oft mit Explosionen um Aufmerksamkeit buhlen, wirkt TownsFolk wie ein Gegenentwurf – leise, langsam, aber tief.

Fairer Handel statt Gacha-Falle

Monetarisierung: vorbildlich. Das Spiel lässt dich kostenlos einsteigen und verlangt nur einen einmaligen Kauf (5,99 €), um die komplette Kampagne freizuschalten. Keine Werbung, keine Energiepunkte, keine psychologische Trickserei.
Reddit-User silentAl1 nannte das „das beste Modell, um Vertrauen aufzubauen“. Und tatsächlich: In einer Branche, in der Monetarisierung oft moralisch grenzwertig wirkt, spielt TownsFolk mit offenem Blatt.

Stimmen aus dem Dorf

Die Community ist klein, aber leidenschaftlich.

  • Jenny, eine Spielerin „seit Civ unter DOS“, lobt das Spiel als „Rückkehr zur echten Strategie“.
  • Ryan Le feiert die schnelle Entwickler-Reaktion auf Bugs („wow, das war ja eine schnelle Rückmeldung“).
  • C4r4melislife schreibt: „Ich empfehle es jedem. Keine Werbung, kein Stress. Danke für den fairen Preis.“

Doch Kritik bleibt: Das Spiel hat keine ausführliche Dokumentation, was bei komplexen Mechaniken oft Verwirrung stiftet. Viele Fragen wiederholen sich: Wie baue ich eine Fabrik? Was ist Gunst? Wieso brennen meine Türme?

Die Entwickler antworten geduldig – fast wie freundliche Götter im Discord-Olymp.

Fazit: Kleine Stadt, große Seele

TownsFolk ist kein Spiel, das dich anbrüllt. Es schaut dich an – und fragt, was du mit Macht anfängst, wenn niemand hinsieht. Es ist meditativ, klug, manchmal spröde, aber immer ehrlich.
Ein Werk, das mehr über Gesellschaft erzählt als manch Politiksimulator.

In Deutschland, wo Aufbauspiele kulturell fast so tief verwurzelt sind wie Schrebergärten und Pfandflaschen, trifft TownsFolk einen Nerv: den Wunsch nach Kontrolle – und den Mut, sie wieder loszulassen.

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Bewertung: 9/10
Stil: Civilization trifft Into the Breach mit einer Prise Kafka.
Empfohlen für: Strategen mit Herz, Minimalisten mit Geduld, alle, die in Pixeln Philosophie finden.

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