Wero ist offiziell gestartet – und viele Sparkassenkunden merken es erst, wenn sie die App öffnen. Seit Herbst 2025 steckt das neue europäische Bezahlsystem direkt im Onlinebanking. Die Integration wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, ist aber Teil eines großen Projekts: Europa will sich mit Wero unabhängig machen von US-Giganten wie PayPal oder Apple Pay. Nur läuft es, wie so oft, nicht ganz rund.
Was Wero eigentlich will
Hinter Wero steht die European Payments Initiative (EPI), ein Zusammenschluss großer Banken aus Deutschland, Frankreich und Belgien. Ziel: Zahlungen in Echtzeit – direkt von Konto zu Konto, über die IBAN, Handynummer oder E-Mail-Adresse.
In der Theorie funktioniert das einfach: Du öffnest die Sparkassen-App, wählst einen Kontakt und sendest Geld in Sekunden. Kein Login, kein Zwischenkonto, keine Gebühren.
Geplant ist, dass Wero später auch Onlinekäufe, Abozahlungen und Ladenkäufe abdeckt – ein europaweites Zahlungssystem, das PayPal, Klarna und Co. Konkurrenz machen soll.
Die Praxis: Ladebildschirm statt Fortschritt
Klingt stark – wäre da nicht die Umsetzung.
In den App-Reviews häufen sich derzeit Meldungen über Aktivierungsprobleme, leere Bildschirme und unklare Freigaben. Manche Nutzer sehen die Wero-Option gar nicht, andere landen nach der Registrierung in einer Endlosschleife.
„Wero lässt sich nicht aktivieren – ich lande immer wieder auf einer weißen Seite.“
„Kontakt wird nicht erkannt, obwohl der andere auch Sparkassenkunde ist.“
Die technischen Schwierigkeiten sind kein Zufall: Wero hängt am Echtzeit-Zahlungssystem der Banken, und nicht alle Institute spielen reibungslos mit. Auch das Onboarding ist komplexer als nötig – Datenschutzbestimmungen, PIN-Bestätigungen, PushTAN-Freigaben.
Warum Wero wichtig ist – und trotzdem nervt
Die Idee hinter Wero ist digitaler Selbstschutz: Europa will eigene Lösungen schaffen, statt weiter von US-Bezahldiensten abhängig zu sein.
Mit Partnern wie Sparkasse, Deutsche Bank, Postbank oder Crédit Agricole steht Wero auf stabilem Fundament. Doch die Einführung zeigt erneut, dass Banken mit der Kundenerfahrung ihrer Tech-Konkurrenten nicht mithalten können. Während PayPal in Sekunden funktioniert, wirkt Wero wie eine Testversion.
Dabei hat das System Potenzial. Wenn es funktioniert, ist es schnell, sicher und transparent. Keine Datenweitergabe an Dritte, kein Zwischenkonto, Geld geht direkt aufs Konto. Nur: Derzeit funktioniert es eben zu selten.
Was Nutzer sagen
Die Stimmung ist gespalten. Etwa 60 % der aktuellen Bewertungen im Play Store sind kritisch.
„Wieder eine halbfertige App, die Sparkasse zwingt uns zum Testen.“
„Warum muss ich zehn Schritte gehen, um Geld zu schicken?“
Doch es gibt auch zufriedene Stimmen:
„Endlich ein europäischer Dienst, funktioniert bei mir problemlos.“
„Wero-Zahlungen laufen super, endlich keine PayPal-Gebühren mehr.“
Auffällig ist: Nutzer loben das Konzept, aber nicht die Umsetzung. Viele wünschen sich klare Kommunikation – wer kann Wero nutzen, welche Banken machen mit, und warum braucht man das überhaupt?
Einordnung: Von der Vision zur Wirklichkeit
Wero ist mehr als ein Feature, es ist ein politisches Statement. Ein Versuch, die digitale Souveränität Europas zu sichern. Nur erleben Kund:innen derzeit eher die Bürokratie als den Fortschritt.
Die Sparkassen-App zeigt, wie ambitioniert das Projekt ist – und wie schwer sich die Umsetzung gestaltet, wenn zu viele Systeme zusammenarbeiten müssen.
Unser früherer Beitrag „Wero – Die PayPal-Alternative, nach der niemand gefragt hat (aber vielleicht brauchen wir sie doch?)“ brachte es schon auf den Punkt: gut gedacht, aber zu früh gestartet. Daran hat sich auch in der App-Integration wenig geändert.
Fazit: Wero braucht weniger Europa, mehr Alltag
Die Integration in die Sparkassen-App ist ein wichtiger Schritt – aber kein Durchbruch.
Wero will modern sein, wirkt aber wie ein halbfertiges Pilotprojekt. Die App erfüllt ihren Zweck, wenn alles funktioniert. Doch solange Aktivierung, Bankverknüpfung und Erreichbarkeit holpern, bleibt es ein theoretisches Versprechen.
Europa kann PayPal nur dann schlagen, wenn es nicht nur sicherer, sondern auch einfacher wird. Wero hat das Potenzial – doch 2025 ist es noch kein Ersatz, sondern ein Experiment im laufenden Betrieb.



