Zugsimulationen haben eine lange Tradition. Nein, nicht so lange wie manche Vereine von Eisenbahnfreunden. Aber als so mancher PC noch mit Dampfkraft betrieben wurde, da gab es sie schon. Der Trainz Simulator 2 auf iOS ist nun eine neue Ausgabe in dieser Entwicklungslinie und bietet euch neben einer hervorragenden Grafik vor allem auch eine möglichst realistische Spieltiefe, welche man als App Gamer gar nicht so erwartet. Habe ich gerade Spiel geschrieben? Ich glaube das Wort sollte ich hier vermeiden und eher von Simulation sprechen. Schauen wir mal rein und sagen: Bitte von der Blogkante zurücktreten, ein Review fährt ein. Tut-tut.
Am Anfang steht der Versuch den Trainz Simulator 2 einfach so zu starten. Also rein in die App und eine Runde fahren. Das ist nicht. Tatsächlich ist der Hinweis „Du hast das Tutorial noch nicht abgeschlossen“ ein ebenso ernstzunehmender Ratschlag wie die Geschwindigkeitsvorgaben auf den Strecken. Mein erster Zugführer-Job endet also mit einem mächtigen Crash meines Personenzugs im Kopfbahnhof. Auch die Weichen wollen richtig gestellt sein. Okay, es gab keine Verletzten und keine Explosion, aber etwas frustrierend ist so ein Anfang schon.
Ich würde mich jetzt nicht so unerfahren bezeichnen, was Züge angeht. Auch ist es schon beeindruckend z.B. einen der langen Güterzüge in der Wüste von Arizona ihre Fracht nach Ost- oder West ziehen zu sehen, mal abgesehen von den krassen Videos aus den Schnellzügen in Fernost. All das ist faszinierend. Jedoch ist diese Faszination nicht ganz mit dem Fanstatus zu vergleichen, welche manche Zeitgenossen haben. Die stählernern Kolosse können dann wie auch Farm- und Baumaschinen zum Gegenstand einer möglichst realistischen Simulation werden. Hier trifft Anspruch auf Angebot. Denn der Entwickler dieser App heißt N3V Games und hat mit Trainz schon seit dem Jahr 2001 eine entsprechende Historie vorzuweisen. Die 2 an der App sagt euch, dass es eine weitere Ausgabe ist. Genauer stellt es sich so dar, dass die Erstausgabe erweitert wurde, jedoch grafisch nur bedingt angepasst. Gerade die Menüs wirken doch schon so altmodisch, dass sie angesichts des aktuellen Flatdesign-Trends sogar schon wieder angesagt sind. Aber das tut nichts zur Sache. Hier geht es um eine andere Erfahrung.
Das Tutorial mit seinen zwölf Einheiten plus Internetcontent ist also schonmal Pflicht. Dieses fühlt sich beinahe wie ein echter Bahnlehrgang an und dauert etwas. Auf der Strecke dann fühlt sich selbst die Höchstgeschwindigkeit relativ langsam an. Das liegt nicht daran, dass ich noch nicht von Meilen auf Kilometer umgestellt habe, sondern an den großen Karten. Diese lassen sich zudem selbst in einem Leveleditor erstellen. Neben den Strecken mit simulierten anderen Zügen gibt es auch einen Multiplayer. Viele Sessions laufen nicht. In diejenigen, in welche ich aber reinschauen konnte, wurde eifrig rangiert und sich über den Chat unterhalten, welcher Personenzug wann und wo ankommen sollte.
Die App bietet einen riesigen Spielumfang. Die vorgegebenen Szenarien selbst reichen von einer Highland Umgebung, den British Midlands, einer ländlichen Umgebung in den USA bis zu einer Minen- und Industrieumgebung. Einige der Sessions sind jedoch grün. Die sind deshalb nicht besonders attraktiver, sondern müssen per In-App-Kauf nachgeladen werden. Für Fans des Genres sicher kein Problem. Zudem gibt es eine riesige Anzahl an Lokomotiven, welche durch ihren Ursprung in den USA-UK und Australien für mich alle sehr monströs und riesig wirken. Lieber würde ich natürlich mit einem deutschen ICE fahren, aber auch für deutsche Bahnliebhaber dürfte diese App eine Goldgrube sein. Mit „Trainz: A New Era“ ist der Nachfolger mit genau dieser Wunscherfüllung übrigens bereits im Beta-Test.