Ein Point & Click Adventure, bei dem man in einem Kerker erwacht – natürlich, das kennt ihr, denkt ihr vielleicht. Doch Sound of Magic von Everbyte, in dessen kostenlose Demoversion für Android und iOS wir reingeschnuppert haben, funktioniert trotzdem ganz anders: Es gibt keine Grafik. Das gesamte Spiel findet in eurer Fantasie statt, geleitet von Stimmen und Soundeffekten. Doch wie spielt man mit geschlossenen Augen?
Die Grafik ist abhängig von eurer Fantasie
Vor meinem geistigen Auge sehe ich, verdorben von vielen Jahren World of Warcraft und Elder Scrolls, einen typischen düsteren Kerker mit fleckigem Mauerwerk und einer seamless-Pattern-Schicht Stroh auf dem Boden. Diese Kerkerzelle gehört dem herzlosen Magier, verkündet ein schnarrendes Stimmchen. Wem mag es gehören? Vielleicht einem kleinen grünen Goblin*? Meine Fantasie geht etwas mit mir durch, als ich mir diesen mit Dackelohren vorstelle, aber immerhin gehört eine gewisse kreative Freiheit ja zum Spiel, denn es gibt – wie bereits erwähnt – keine Grafik. Zum Spielen benötigt man lediglich das Gehör und steuert das Point & Click-Adventure durch Wischgesten. Hinsehen muss man dafür nicht, also kann man auch mit geschlossenen Augen spielen, wenn man es will.
(Ob es sich dabei tatsächlich um einen Goblin handelt und ob er tatsächlich grün ist, werden wir niemals erfahren.)
Gameplay ohne Hinzugucken
Der dackelohrige Goblin namens Azrook (Ich glaube, man schreibt ihn so, aber es gibt ja keinen Text) führt uns – der Stimme nach, sind wir selbst ein hartgesottener, aber vielleicht auch etwas in die Jahre gekommener Abenteurer – durch das Tutorial. Dabei werden natürlich die Gesten erklärt, durch die man das Spiel steuert. Mit Wischen nach links und rechts drehen wir uns in unserer bescheidenen Kerkerzelle. Zum Interagieren sollen wir nach oben wischen und finden prompt einen Fluchttunnel unter einem dreckigen Laken. Doch statt süßer Freiheit finden wir uns vor einem Skelett wieder. Gut, dass wir das nicht wirklich sehen müssen, oder? Im etwas zu kurz geratenen Fluchttunnel entdecken wir einen Schlüssel, mit dem sich die Kerkertür aufschließen lässt. Dafür müssen wir in unser Inventar greifen (Wisch nach unten) und den Gegenstand wechseln (Wisch nach links), Tippen zum Anlegen und Benutzen. Aus dem Kerker entkommen, bringt uns der dackelohrige Goblin noch bei, wie man mit anderen Charakteren kommuniziert: Nicken durch hoch- und runter Wischen, Kopfschütteln durch einmal rechts, einmal links. Zumindest weniger kompliziert als der Konamicode.
Der Sound (of Magic)
Qualitativ sind die Vertonungen aus Sound of Magic sehr gut. Die Redebeiträge der Figuren sind komplett in deutscher Sprache spielbar und laut Angaben im Playstore waren Sprecher aus World of Warcraft, Hearthstone, Resident Evil und Final Fantasy beteiligt, dementsprechend erwartet euch ein Audiospiel in Hörspielqualität. Das bedeutet auch, dass nicht an Spezialeffekten gegeizt wird: Schon als wir durch den Tunnel krabbeln, dringt ein Scharren an unser Ohr und kaum sind wir draußen, hören wir Wind und Wetter. Jedes Öffnen einer Tür wird begleitet von Knarren und Quietschen und so ziemlich jede Interaktion verursacht ein Geräusch. Dadurch hat man auch ohne Grafik schnell ein Bild der Umgebung im Kopf. Voraussetzung ist natürlich der Ton des Handys, da es weder Text noch Bild gibt. Einzig eine blaue Flamme zeigt den Cursor an, jedoch verschafft diese keinen Vorteil beim Spielen. Dadurch ist Sound of Magic uneingeschränkt für sehbehinderte oder blinde Spieler spielbar – und gibt alles her, was man sich von einem Point and Click Adventure wünschen kann.
Fazit zum Hörspiel-Adventure:
Wieso wir im Schloss des herzlosen Magiers festsitzen, wissen wir nicht- der klassische Held ohne Gedächtnis weiß nur noch, dass er durch die Decke in den Kerker gestürzt ist. Doch nachdem er aus seinem Gefängnis entkommen ist und die Ruinen des Schlosses ausgiebig erkundet hat, stößt er schnell auf einen Zauberspruch – und das Ende der kostenlosen Demoversion. Für 4,49 € lässt sich das Audioadventure weiterspielen und verspricht über neun Stunden Fantasyspielspaß im Stil von Skyrim, neue Figuren (denn die weibliche Quietschestimme war bestimmt nicht Azrook) und jede Menge Spaß, ganz ohne Grafik. Auch wenn die kostenlose Demoversion wirklich sehr knapp gehalten ist, macht es dennoch Spaß, Sound of Magic kennenzulernen.