Dackel, Labrador, Shiba Inu, Corgi. Golden Retriever, Bulldogge, Dobermann, Bernedoodle, Chihuahua. Was haben all diese Hunde gemeinsam? Richtig, ihre Besitzer finden sie höchstwahrscheinlich fantastisch und haben auf ihrem Handy rund viertausend Fotos von ihrem Hund, fünfundsiebzig Prozent davon zeigen ihren Liebling beim Schlafen. Natürlich ist das Bedürfnis nach süßen Hundefotos verständlich, denn man möchte seinen Vierbeiner in allen Posen und Lebenslagen verewigen. Nur leider ist es gar nicht so einfach, mal ein wirklich schönes Bild von seinem Hund hinzubekommen. Ihr wisst schon, so ein Bild, das man auf Kalender, Tassen oder Kissen drucken lassen kann. Leider sind Fotoshootings oft sehr kostenintensiv und aktuell nicht ganz einfach durchzuführen. Darum haben wir den Lockdown genutzt und sind – natürlich unter Beachtung aller Mindestabstände- losgedackelt und haben „Hundefotografie“ vom mitp Verlag, geschrieben von Anne Geier, für euch getestet.
Der fotogenste Freund des Menschen
Sitz! Und bleib! Und schau! Neiiin, bleib dort! Pfote hoch, wer schon mal so ein Gespräch mit seinem Vierbeiner geführt hat, weil man ihn inmitten der Blumen fotografieren wollte. Und hat man es geschafft, stellt man dann zuhause fest, dass das Foto überhaupt nicht so schön und märchenhaft weich aussieht, wie die Bilder, die man eigentlich im Kopf hatte. Woran liegt das? Anne Geier hat sich mit dem Erfolgsrezept „Hundefoto“ auseinander gesetzt und stellt vor, wie man auch als Amateurfotografierender ausdrucksstarke und stimmungsvolle Hundefotos schießen kann. Sie selbst ist eine erfahrene Hundefotografin aus Österreich und bietet europaweit Fotoshootings und Workshops an. Sie wurde 2019 „Pet photographer of the year“ und gewann den ersten Platz des internationalen Fotowettbewerbes des Kennel Clubs in der Kategorie „Rescue dogs“.
Das erwartet euch im Buch „Hundefotografie“
Zunächst geht es in „Hundefotografie'“ um die fotografischen Grundlagen, die man auch in anderen Bereichen der Fotografie immer wieder benötigt. Hundebesitzer oder nicht, um diese Thematik kommt man in einem Fotokurs nicht vorbei. Dazu gehören auch Fragen zur Kameraausrüstung, des Bildformates, des manuellen Modus und wieso man ihn verwenden sollte, die Belichtungsautomatik, das richtige Messverfahren und natürlich auch der Weißabgleich. Was für jede Fotografin und jeden Fotografen zum einfachsten Handwerkszeug gehört, macht für Anfänger im Bereich der Fotografie oft schon einen großen Unterschied. Gerade der manuelle Modus wirkt nach den ersten verpatzten Fotos abschreckend und der Automatikmodus so verlockend. Dennoch kann man darin nicht das volle Potential seiner Kamera ausschöpfen. Ein weiteres Hindernis für den Laien, dem sich Anne Geier widmet, sind Fotos vom bewegten Hund. Ich gebe es zu, da musste bisher immer der Sportmodus herhalten, wenn man keine dunklen Schlieren statt eines Dackels im Sprint sehen wollte. Daher ist dies ein besonders lesenswertes Kapitel. Denn was ist cooler, als den Hund im vollen Lauf, mit wehenden Ohren und purer Lebensfreude im Blick, fotografisch zu verewigen? Doch auch bei ruhenden Motiven gibt es Tricks: Bildaufbau und -komposition können viel ausmachen, damit ein Bild gelingt. Dabei spielt natürlich auch die richtige Brennweite eine Rolle. Des Weiteren erklärt Anne Geier, welche Rolle Licht, Ort und Farben für das perfekte Hundefoto spielen. Zum Abschluss geht sie noch auf Bildbearbeitung mit Photoshop ein, was ein nice-to-have ist, wenn man dieses Programm besitzt.
Welcher Bildstil erwartet euch?
Wer knallharte, kontrastreiche Hundefotos sucht, die den Vierbeinen als Nachkomme eines gefährlichen Raubtieres darstellen, muss ich euch leider enttäuschen. Die vorgestellten Bilder rücken den Hund in ein weicheres Licht. Kuscheliger Hund, die Atmosphäre eines Traumes anmutend, zarte Farben und weiche Hintergründe sind eher das angestrebte Ziel. Dafür geeignet sind vor allem schöne Hundeporträts. Es geht also wirklich mehr um Ästhetik als um realitätsgetreue Naturfotografie. Doch genau diesen zarten Stil mit Bokeh-Hintergrund sieht man häufig auf den beneidenswert schönen Fotografien auf den Social-Media-Auftritten vieler Hundefotografinnen. Spoiler: Es sollte euch nichts ausmachen, euch auch mal in die Froschperspektive zu begeben, um ein Foto in Augenhöhe zu knipsen. Und wenn wir schon dabei sind: Wer das schönste Morgenrot mitnehmen will, muss zeitig aufstehen. Sehr zeitig. Doch Hundebesitzer trifft man ja eh oft frühmorgens beim Spaziergang an.
Fazit zum Buch „Hundefotografie“:
Alles in allem bietet das Buch Hundefotografie vom mitp Verlag eine gute Basis für die Hundefotografie. Die wichtigsten Punkte, die sich in den meisten Fotografiekursen wiederfinden, sind auch hier enthalten. Wer mit dem manuellen Modus bereits bestens vertraut ist und auch mit Brennweite und ISO-Wert schon etwas Erfahrung hat, findet nicht unbedingt große Neuerungen in allen Kapiteln und sollte sich eher an den Part halten, welcher spezifischer für die Hundefotografie ist und sicher mit dem vierbeinigen Motiv und dem Einsatz von Licht und Hintergrund beschäftigt. Für Laien sind diese Grundlagen jedoch in verständlichen Worten erklärt. Auch die Beispielfotos sind ein Kaufgrund für das Buch zur Hundefotografie, denn die Aufnahmen sind wunderschön. Die Bildbearbeitung ist sehr auf Photoshop fixiert, jedoch lässt sich das Wesentliche nachvollziehen und auch etwas auf andere Programme anwenden. Besonders anspruchsvoll ist zum Beispiel die Fotografie und Bearbeitung von Hunden mit dunklem Fell, insbesondere schwarze Hunde im Schnee. Auch darauf findet man Antworten in „Hundefotografie“. Auch Licht und Wasser werden als Mittel eingesetzt, um ein hochwertiges Foto zu erzielen, was gut beschrieben wird, sicher aber auch ein wenig Übung benötigt. Es werden für die Nachbearbeitungen leider keine Alternativen zu Photoshop vorgestellt, was sicher auch Kapazitäten in einem solchen Buch gehabt hätte.
Besonders schön ist, dass die Autorin die Bedürfnisse des Hundes an erste Stelle setzt, so wird beschrieben, wie man seinen Hund motivieren kann, bei einem Fotoshooting mitzumachen. Man sollte als schon mal ganz tief in die Leckerlitüte/ Spielzeugkiste greifen und sich nicht zurückhalten, interessante Laute von sich zu geben!
Kaufen könnt ihr „Hundefotografie“ für 29,99 € bei Amazon oder dem Fachbuchverlag.