Grüne Augen und spitze Ohren – das abstrakte Katzenlogo von Napster kennt man noch aus den wilden 00er Jahren. Filesharing war damals angesagt. Heute wirbt das Unternehmen mit einer Musik-Flat für mobile Anwender. Das ist nicht nur legal im Gegensatz zu den Ursprüngen der Marke, sondern auch wesentlich unkomplizierter. Denn für alle drei großen Plattformen gibt es eine App von Napster. Wir haben sie auf Android, iOS und Windows Phone getestet.
Napster wirbt damit, dass sie Musik und Hörbücher für jeden Geschmack leicht verfügbar machen: „Meine Musik. Jederzeit. Überall.“ Auf den ersten Blick fällt einem unterm bekannten Schriftzug noch der Zusatz „A Rhapsody Company“ auf. Das unterstreicht noch mehr, dass der Online-Musikdienst nicht mehr als den Namen vom damals aufsehenerregenden Start-Up des Studenten Shawn Fanning gemein hat und so gesehen nicht mehr in der ursprünglichen Form am Leben ist. Das Katzenlogo mit seinem leicht teuflischen Ausdruck, was ursprünglich laut einer Quora-Frage als Gegesatz zum Lycos-Hund geschaffen wurde, gibt es noch immer. Seit der Insolvenz wurde die Marke von einigen Unternehmen genutzt, zuletzt gehörte es zu Best Buy. Heute ist das Unternehmen über Beteiligungen auch teils durch Telefonica finanziert, welche wieder als O2 in Deutschland das Musikangebot vertreibt. Kunden des blauen Netzanbieters bekommen einen marginalen 2 Euro Rabatt aufs Abo, müssen aber trotzdem den Datenverbrauch des Streams regulär bezahlen bzw. von ihrem Kontingent abziehen (anders also der Spotify-Deal mit der Telekom, wo es nicht aufs Volumen angerechnet wird, was ihr hört).
Die Nutzung von Napster setzt eine Registrierung mit E-Mail und Passwort voraus. Momentan gibt es eine „kostenfrei Aktion“, bei der man 30 Tage kostenlos testen darf. Dies umfasst die Napster Music-Flatrate und die mobile Nutzung auf drei Geräten. Leider verlangt Napster trotzdem schon im Anmeldeprozess eine Zahlungsmethode. Das Sternchen führt einen zum Kleingedruckten in #darkgrey, wo es heißt: „Du kannst die Gratis-Testphase jederzeit vor Ablauf per Mausklick kündigen. Ansonsten wird deine Music-Flatrate oder Music-Flatrate + Mobile automatisch nach der Testphase zu den genannten Preisen fortgeführt.“ Also kündigen nicht vergessen, wenn man das Angebot nur testen möchte. Ein Abo hat man nach dem Testmonat trotzdem nicht. Das Angebot ist monatlich kündbar. Die Anmeldung kann man in den Apps durchführen oder am PC. Napster hat entsprechend ein Preismodell mit zwei Stufen, wie andere Dienste. Für derzeit 9,95 € im Monat gibt es die eigentlich erst brauchbare Flatrate, welche die mobile Nutzung und die mit Home-Entertainment-System einschließt. Wer nur am PC sitzt, kann 2 Euro sparen. Offenbar gibt es auch Gutschein-Codes für Napster, da ein solches Feld auf der Registrierungsseite vorhanden ist. Einen Napster Gutschein haben wir aber im Netz nicht gefunden. Wer einen hat, dann ab in die Kommentare.
Was den Katalog und die Inhalte angeht, so wirbt Napster mit nur 20 Millionen verfügbaren Songs. Da auch noch Hörbücher als Besonderheit mit angepriesen werden, dürfte der Bestand an richtigen Musiktiteln unter denen der Konkurrenten liegen (Deezer: 30 Mio. und Spotify 20 Mio. SONGS). Natürlich möchte auch Napster nicht nur ein digitaler Musikkatalog sein, sondern auch mit dem Know-how eines Plattenladens mithalten. Hierzu gibt es Empfehlungen der Redaktion sowie Radio Channels. Bei der Qualität wird natürlich höchstes Niveau versprochen, was mit 192 kbps AAC im Stream umgesetzt wird.
Die App begrüßt einen auf Android und iOS im Homescreen mit Neuerscheinungen, Wiedergabelisten und Tipps. Die Streams sind alle bebildert. Als weitere Zugangspunkte zum Katalog gibt es eine Guideseite mit Musikstilen von Klassik bis Oldies. Geht man z.B. in die Kategorie Jazz, kommt man weiter zu Subgenres in mehreren Stufen, sodass jeder etwas entdecken dürfte, was ihm gefällt. Die Tipps der Redaktion werden mit deutschen Texten mit vielen Hintergrundinfos vorgestellt. Selbst zu den besten Karnevalhits ist hier dem Schreiber etwas eingefallen. Hier wird philosophiert, wann man von einem Hit reden kann und ob David Guetta etwas mit Helene Fischers „Durch die Nacht“ zu tun hat. Allein die Texte machen Lust darauf die Musik zu hören und sind erste Qualität. Hier kennt sich jemand aus.
Auf Windows Phone ist die App derzeit noch sehr rudimentär im Vergleich zu den anderen beiden Plattformen. Hier fehlen einige Features und das Design ist etwas zu flat gehalten, wie wir finden:
Der Katalog von Napster erscheint relativ umfangreich. Zwar gibt es auch hier viele Künstler gar nicht, jedoch sind gerade aktuelle angesagte Songs gut vertreten. Die Suchfunktion ist wie bei den anderen Apps sehr stur und findet meist erst auf den zweiten Versuch etwas. Die Songs kann man wie bei den anderen Diensten übrigens auch downloaden und dadurch offline hören. Zudem lassen sich individuelle Playlists speichern und die gewohnten Bibliotheken einrichten, welche über alle Geräte hin gesynct sind. Aber solche Funktionen betrachtet man mittlerweile ohnehin als Basics.