IGTV.
Dies könnte der kürzeste Text aller Zeiten hier auf Check-App werden. Denn schließlich ist Video ja die Zukunft. Das hat sich offenbar bis zu Instagram herumgesprochen und so startete man eben dieses IGTV. Dies ist nicht nur ein neues Format wie Storys und Shitposts, sondern IGTV hat sogar eine neue App spendiert bekommen. Bisher gab es ja mit den Layouts und Loop-Boomerang nur zwei kleinere Helferlein. Insofern wollen wir uns diesen „großen“ Schritt doch nun mal genauer anschauen, nachdem die ersten Versionen mit Fehlerbehebungen über den Schirm geflimmert sind und sich die Early-Adopter einen Eindruck gemacht haben.
Zugriff bereits über die bisherige App: Auf IGTV als konsumierender Nutzer zugreifen kann man aus der „normalen“ App von Instagram. Ebenso kann man mit nur einem Fingertip einen Kanal erstellen. Einfach oben links auf das Icon mit dem TV-Gerät gehen. Was einen da erwartet, das sind eben Videos. Vertikale. Suchbar und kategorisiert. Wofür also die 30 MB laden und eine zusätzliche IGTV App laden? Für nix derzeit. Kurz und schmerzlos. Alles kann man auch bei Insta machen, also kommentieren, liken und so weiter. Die UI der App sieht aus man der Reiter bei Insta. Naja, irgendwann wird man ihn vielleicht entfernen, um die Nutzer zur eigenen App zu zwingen. Aber momentan ist die IGTV App nutzlos. Trotzdem fahren wir unter dem Label mal fort, wenn wir uns die Plattform mal kurz anschauen.
Die IGTV App
Das Piktogramm aus dem Menü von Insta hat auch die App von IGTV als Logo. Was ihr auf der Plattform seht, dass seien die Inhalte der Personen/Marken, denen du schon auf Insta folgst. Heißt es da. Nur eben länger. Denn die Videos dürfen derzeit 10 Minuten lang sein, sogar 60 für bestätigte und populäre Accounts. Die Besonderheit der Plattform ist natürlich das Format. Es ist hochkant, vertikal, im Porträtmodus. Ein Videoformat, was drüben bei YouTube verhasst ist. Aber qudratisches Fotos aus ehemalige USP von Insta musste ja auch sein.
„IGTV unterscheidet sich von dem üblichen Videoerlebnis“
Hochformat ist für den Nutzer vor allem handlicher, da man das Smartphone ja auch gern in dieser traditionellen Telefonhaltung in der Hand hat. Im Internet surft man so, bei Twitter oder sogar bei vielen Spielen, wie Pokémon und Clash Royale. Drehen ist umständlich. Erst recht, wenn man es fest eingestellt hat, dass es sich nicht automatisch dreht. Die IGTV App macht somit einen Punkt.
Das Hochformat bestimmt auch den Inhalt für den Produzenten. Interessiert an dieser Stelle aber nicht so. Einziger Hinweis vielleicht an die TV-Produzenten, dass ihre Inhalte so gar nicht passen. Also es ist schon mega schief, wenn man das bisherige Video einfach auf Hochformat dreht und dann trotzdem reinstellt. Ja, wir meinen euch Extra 3. IGTV soll ja gerade keine weitere Plattform für die Verwertung bestehender Inhalte sein.
Die andere als USP genannte Eigenschaft der IGTV App jedoch, nämlich „Außerdem sind IGTV-Videos nicht nur auf eine Minute begrenzt, damit du mehr von den Inhalten sehen kannst, die dich interessieren.“ ist ja angesichts der Überfülle der Videos eher ein Scherz. Wer hat soviel Zeit, wer kann das alles schauen? Und schon wären wir beim Thema der Kritik. Während man Texte einfach so scrollen kann, suchen nach der Info, muss man bei Video schon geduldig sein. So ganz praktisch gesehen.
Kleine Kritik am unteren Rand: Alles gucken
„The trend is your friend“ heißt eine alte Börsenweisheit. Ob das hier auch der Fall ist? Letztlich geht es um den Kampf zwischen Facebook und Google aka YouTube hier. Die Hersteller von Smartphones, die Netzprovider mit ihren immer schneller werdenden Standards (was wieder neue Smartphone voraussetzt, Miau), Medienhäuser und Werbetreibende sind auch gern dabei und viele kleinere Akteure, wie Berater, Filmchenmacher und letztlich die Künstler und alle, die es werden wollen. Aus Branchensicht ein verständlicher Trend und schließlich wollen ja die Nutzer…
Zukunft ist Video. Video ist Zukunft. Alles wird sich darin abspielen. Ob man nun duscht, eine Möhre isst oder schläft. Video muss einfach sein. Das erinnert etwas an die Anfangsszenen von Idiocracy oder jene Folge von Black Mirror, in welcher der Protagonist die Augen offen operiert bekommt, sodass er sie nicht schließen kann. Oder war das Clockwork Orange? Kurz: Darf man als Nutzer mehr Qualität, mehr Lacher oder Wissen durch solche Angebote erwarten als man es vom traditionellen TV kennt oder von mir auch aus dem reichen Angebot von YouTube und anderen Videoplattformen?
Letztlich dient das Mantra wohl vor allem den Produzenten. Klar ist Video ne tolle Unterhaltung, ein Medium mit bewegten Bildchen und Ton zieht einen eben viel mehr rein als ein Text mit Buchstaben. Lernforschern, Psychologen und Philosophen überlassen wir mal die Deutung des Trends. Ob man die Erfindung des Filmchens mit der des Buchdrucks mal gleichsetzen wird. Fraglich.