„Ich versende tatsächlich nur innerhalb Deutschlands, habe mit Leuten aus Frankreich und Italien irgendwie nur Pech.“ – dieser Kommentar unter einem viralen TikTok-Clip zur Secondhand-Plattform Vinted bringt ziemlich genau auf den Punkt, was viele aktuell denken. Und wir haben die Daten, die diese Frustration stützen.
Wir beobachten Vinted jetzt schon seit mehreren Monaten sehr genau – nicht nur aus Nutzerperspektive, sondern auch als eine Art Case Study: Wie schnell reagieren Entwickler, wenn sich Probleme häufen? Wie wach ist das Produktteam, wenn aus vereinzeltem Frust ein handfester Shitstorm wird? Und ehrlich gesagt: Es sieht aktuell nicht danach aus, als würde jemand wirklich hinhören. Trotz öffentlicher Kritik, Tausender 1-Stern-Bewertungen und einer TikTok-Kommentarspalte voller Erfahrungsberichte passiert: nichts. Keine Filterfunktion. Keine spürbare Anpassung beim Support. Keine erkennbare Reaktion (außer Erklärungen wie es gedacht sei) auf das, was die Community eigentlich seit Oktober 2024 fordert.
Was sagen die Bewertungen?
Zwischen dem 9. Februar und dem 22. März 2025 haben wir 1.258 neue deutschsprachige Bewertungen aus dem Google Play Store ausgewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei nur 2,39 Sternen. Und es sind nicht nur sachliche Hinweise – viele Nutzer schreiben richtig wütend.
Über die Hälfte der Bewertungen gibt nur 1 Stern. Gerade mal ein Viertel vergibt überhaupt noch 4 oder 5 Sterne. Das ist ein deutliches Signal, dass viele mit der Plattform gerade einfach nicht mehr klarkommen.
Ein paar echte Stimmen aus den Rezensionen:
„Seitdem Frankreich und Italien dabei sind – nur noch ausländische Artikel. Sichtbarkeit eingeschränkt, keine Filter mehr. Ich lösche die App.“
„Keine Kontrolle mehr. Käufer behaupten einfach, der Artikel sei beschädigt, und Vinted blockiert mein Geld.“
„Ziemlich nutzlos geworden, vieles nur noch auf Französisch. Ich werde die App löschen und hoffen, dass jemand eine neue macht.“
„Man kann nichts mehr sortieren. Alles aus dem Ausland. Viel zu kompliziert.“
Was genau stört die Nutzer?
Unsere Analyse zeigt fünf Hauptkritikpunkte, die sich immer wieder wiederholen:
Fehlende Länderfilter
Nutzer erhalten Artikelvorschläge aus Italien, Frankreich oder Spanien, ohne eine Möglichkeit, das abzustellen. Viele wollen aber bewusst nur innerhalb Deutschlands kaufen oder verkaufen.
Sprachbarrieren
Die automatische Übersetzung reicht nicht aus – viele Nutzer berichten, dass Preisverhandlungen ins Leere laufen oder falsch verstanden werden.
Retouren-Stress
Immer mehr Nutzer beschweren sich über Rücksendungen, die ihrer Meinung nach unbegründet sind. Verkäufer fühlen sich nicht geschützt, wenn Käufer behaupten, etwas sei beschädigt oder falsch.
Kulturelle Unterschiede beim Handeln
In Frankreich oder Italien ist das Feilschen normal, in Deutschland eher nicht. Das sorgt für Missverständnisse – und schlechte Bewertungen.
Technische Probleme und Systemzwang
„Verkauft“-Buttons funktionieren nicht, Versanddienstleister können nicht gewählt werden, und viele stören sich am neuen Bewertungssystem.
Was passiert da auf TikTok?
Besonders spannend: Auf TikTok hat ein Clip mit eingeblendeten Vinted-Nachrichten mittlerweile über 150.000 Views gesammelt. Darin geht es um eine Verkaufssituation mit einem italienischen Käufer. Die Kommentare darunter sprechen Bände:
„Ich hab Vinted gelöscht wegen den Franzosen.“
„Jedes Mal kommt alles zurück.“
„Wegen Italienern bald ich auch.“
„Sie sagt, es sei kein Shein – trägt keine Billigware. Bro, wenn sie wüsste…“
„Ich verkaufe nur noch innerhalb Deutschlands. Mit Italien nur Stress.“
„Eine hat mir die Jacke zerrissen und behauptet, ich hätte sie so verschickt.“
Man merkt: Die Nutzer haben nicht nur technische Probleme – viele fühlen sich in einem System gefangen, das für internationale Verkäufe gemacht ist, aber ihnen lokale Kontrolle entzieht.
Einzelfälle oder Systemfehler?
Vinted selbst betont, dass der internationale Handel mehr Auswahl bringt. Und ja, es gibt auch zufriedene Stimmen:
„Ich habe ein Kleid aus Italien gefunden, das ich seit Jahren gesucht habe.“
„Der internationale Versand ist super einfach geworden.“
Aber im März 2025 gehen diese Stimmen fast unter. Der Ton in der Community ist klar: zu viel Aufwand, zu viele Missverständnisse, zu wenig Schutz.
Was sollte Vinted jetzt tun?
Ein funktionierender Länderfilter wäre ein Anfang. Auch ein besserer Käuferschutz für Verkäufer – inklusive Beweisfotos und klaren Richtlinien bei Rücksendungen – würde helfen. Dazu mehr Transparenz, was genau beim internationalen Handel gilt.
Denn eines ist klar: Die Nutzer reden. Sie schreiben Rezensionen. Sie posten auf TikTok. Und sie verlieren die Geduld. Wenn Vinted nicht schnell reagiert, könnte der Frust noch größer werden.