Der Tripod ist kein Uhrzeitwesen (das war der Trilobit) und doch ist der Vergleich mit vorantiker Fototechnik nicht ganz falsch. Schließlich muss heute niemand mehr 10 Minuten still halten für ein Foto, Porträts gelingen mit Selfiestick und Nachtaufnahmen gehen mit HDR mitunter. Dank immer besser werdender Kamerachips und Software ist die Fotografie mit dem Smartphone mittlerweile Mainstream. Manchmal finde ich es noch seltsam, wenn auf einer Konferenz jemand das iPad vom Schreibmodus plötzlich hochhält, um ein Foto zu schießen. Doch plötzlich ist mir ein Licht aufgegangen, welche Vorteile ein iPad mit einem Stativ haben kann. Möglich macht es das mir von UEB zur Verfügung gestellte Gadget, welches ich anhand des Einsatzes für ein testweises Timelapse euch vorstellen möchte.
Der Vorteil eines Stativs generell ist ja, dass man verwacklungsfrei Fotos machen kann. Wichtig bei längeren Belichtungszeiten, wichtig von mir aus auch bei Selbstporträts. Auch ganz gut für Architektur oder sonstige Aufnahmen mit technischen Unterstützungsbedarf in der geraden Ausrichtung. Mitunter auch nützlich, um ungewohnte Perspektiven zu erhalten. All die kreativen Einsatzzwecke brauche ich nicht weiter aufzählen. Als Kriterium nehmen wir mal mit, dass so ein Gadget vor allem stabil sein muss und trotzdem leicht transportabel und aufbaubar.
Die iPad Halterung von UEB kommt in einer Folienverpackung ohne Anleitung, dafür mit kleiner Transporttasche. Sie besteht aus zwei Teilen – dem Tripod sowie einer klammerartigen Halterung. Zusammen finden beide über die 1/4″ Gewinde, wie es üblich ist. Das heißt sogleich, dass man das Stativ auch für jegliche andere Geräte nutzen kann, also auch die (kleinere) Digitalkamera oder passendes Smartphone der Lumia-Serie zum Beispiel. Hierbei sollte man aber beachten, dass der Teller nicht abnehmbar ist, sodass es schon etwas schwieriger ist ein Gerät draufzuschrauben. Kompatibel ist die Klammer mit allen Tablets, ob nun aus der Apple-Familie oder von Samsung. Hierbei sollte man der Stabilität halber natürlich sich am Gewicht des iPad Air mit seinen etwa 440 Gramm orientieren. Was die Größe angeht, so wird in der Produktbeschreibung des Herstellers die iPad-Familie und das Galaxy Tab 7 aufgeführt. Auch gibt es den Hinweis auf 7″ bis 9″ Zoll als Bildschirmdiagonale. Tatsächlich passt aber auch mein iPad mini 4. Warum?
Schauen wir uns das UEB Stativ also mal noch genauer an und beginnen bei der Klammerhalterung fürs Gerät selbst. Diese besteht aus vier Greifarmen, welche durch einen Schiebemechanismus variabel in der Größe eingestellt werden können. Minimum ist etwa 12,5 cm, maximal lässt es sich auf 20,5 cm ausziehen. In jeder Zwischenstufe lässt es sich arretieren. Wichtig ist jedoch, dass man die Position der Objektivlinse im Auge hat. So passt auch das Nexus 7 hochkant rein, wobei aber die Hauptkamera verdeckt wird. Bleiben wir also beim iPad. Hier passt es ideal rein. Alle vier Druckpunkte sowie die Rückseite sind jeweils durch kleine Schaumpolster vor Kratzern geschützt. Zudem entsteht dadurch etwas Spielraum für den Klemmmechanismus. Die Lösung ist zuverlässig und lässt sich selbst bei starkem Ziehen und Wackeln nicht lösen. Ein klein wenig Schutz bringt die Klammer zudem, auch wenn ich das nicht ausprobieren möchte. Die Klammer passt freilich auf alle Stative, wer also ein Einbein nutzen möchte, kann das gern tun.
Das Tablet Stativ selbst ist etwa 25 cm hoch in der Verpackung und auf 53 cm ausgezogen. Vom Gewicht her dürfte es bei 450 Gramm landen. Addiert man die zusätzlich ausziehbare Säule in der Mitte und die Klemme, kommt man auf etwa 20 bis 30 Zentimeter mehr an Höhe. Es besteht aus drei Teleskopbeinen mit Klemmverschluss und einem Kopf als 3-Wege-Neiger mit Griff. Von unten nach oben – die Füße sind gummiert (abwaschbar, sicherer Stand), die Klemmen für die Beine sind leichtgängig, der Kopf mit drei Schrauben jeweils fest einstellbar. Im Kopf ist außerdem eine kleine Wasserwage eingebaut, welche die Neigung in eine Richtung anzeigt. In der Mitte lässt sich zusätzlich ein 12 cm langer Stab herausziehen und feststellen.
Um das Stativ auf Festigkeit und Stabilität hin zu testen, habe ich mich gleich für ein Timelapse entschieden. Das ist natürlich gleich der krasseste Einsatz. Eine Langzeitbelichtung, ein schnelles Porträt usw. sind jedoch kein Problem mehr, wenn der Stand über 15 Minuten oder eine ganze Stunde gesichert ist. Hierzu habe ich die automatische Funktion der vorinstallierten Software benutzt, welche bekanntlich die Bildrate an die Aufnahmedauer anpasst. Seit iOS 8 kann man dieses ja nutzen. Deshalb hatte ich auch keinen Einfluss auf die Belichtung im Zeitverlauf. Das Timelapse-Resultat habe ich euch mal hier auf YouTube hochgeladen. Generell hat das UEB Stativ während des Tests sehr sicher gestanden, sodass ich es sogar gewagt habe, es auf eine sehr unsichere Position zu stellen. Ein etwas stärkerer Windzug während der anfänglichen Dämmerung haben das iPad natürlich wackeln lassen. Solche Shaker würde ich freilich in einer professionellen Aufnahme entfernen. Aber auch ohne Deshaker und Deflicker enttäuscht Apple wie immer nicht.
Alles in allem ist das Tablet Stativ von UEB standsicher, leicht und robust. Natürlich muss man immer darauf achten, dass es nicht zu kopflastig wird. Ich übernehme keine Haftung für euer iPad. Da die Smartphones und Tablets keine Wackler durch mechanische Blenden erzeugen wie Digitalkameras, ist nur der Wind und ein unachtsamer Mitbürger euer Feind. Bei mir stand es sowohl auf Gras als auch einem Pfahl 10 Metern überm Abgrund sicher. Ideal ist die Lösung der Trennung von Tripod und Tablet-Klammer, da man es unterwegs flexibel auch mal für eine andere Kamera einsetzen kann. Die Verarbeitung ist gut. Gleich recht, wenn man sich hier auf Amazon den günstigen Preis von gerade einmal 17 Euro anschaut. Der Hersteller verkauft es dort selbst und verspricht einen erstklassigen Kundendienst, falls mal was nicht funktioniert.