Musik habe ich schon immer gehasst. Also, nicht die zum Anhören, sondern selbst welche zu machen. Früher im Musikunterricht gab es für mich nichts Schlimmeres als vor versammelter Mannschaft singen zu müssen. Noten lesen schaffte ich mit Mühe und Not, konnte aber damit eigentlich nichts anfangen, da ich kein Instrument spielte. Allerdings habe ich mir in den Kopf gesetzt, in meinem Leben trotzdem wenigstens ein Instrument spielen zu lernen. Deswegen habe ich nun eine Ukulele und die App Yousician von Yousician Ltd. Diese App ist ein virtueller Musiklehrer und geeignet für absolute Noobs Anfänger, die noch nie ein Instrument in der Hand hatten und auch für erfahrenere Musiker.
Für Anfänger & Fortgeschrittene
Als ich das erste Mal an den Saiten zupfe, klingt es ziemlich blechern und meine Hunde beginnen wütend zu bellen. (Immer diese Musikkritiker.) Die App habe ich auf meiner Suche nach dem Instrument gefunden und dachte mir, ich probiere es mal aus. Zunächst stellt man ein, welches Instrument man spielt. Zur Auswahl gibt es Gitarre, Bass, Ukulele und Klavier. Dann sieht man ein Video, das, genau wie die App selbst, in englischer Sprache ist. Das Erste, was wir lernen, ist der Aufbau des Instruments. Für erfahrene Musiker ist das natürlich nicht so wichtig, aber wer (wie ich) noch keinerlei Erfahrung mit Instrumenten hat, sollte sich diese Einführung zumindest mal anhören. Nachdem man sich die Lehrvideos angeschaut hat, kann man auch schon fast selbst loslegen. Fast deswegen, weil man ein Instrument vor dem Spielen stimmen sollte. Zum Stimmen der Ukulele gibt es ein Extrafeature, wo idiotensicher gezeigt wird, wie das funktioniert. Die Yousician App „hört“ welche Saite angeschlagen wird und zeigt den richtig gestimmten Tonbereich durch grüne Häkchen an.
Melodien vs. Strumming
Es gibt natürlich verschiedene Varianten eine Ukulele zu spielen. In Yousician sind diese in Form eines Baumes dargestellt und erinnert mich sofort an die Talentbäume aus sämtlichen Spielen. Die zwei Äste des Skillbaumes unterscheiden sich in „Playing Melodies“ und „Strumming Chords“. Entscheidet man sich für die Melodien, lernt man, die Saiten einzeln anzuspielen. Beim Strumming streicht man mit dem Plektrum oder den Fingern über alle Saiten. Auch hier zeigt sich die App sehr anfängerfreundlich und zeigt an, wie man für welchen Akkord greifen muss. Ähnlich wie in „Guitar Hero“ wird durch bunte Markierungen auf den virtuellen Saiten angezeigt, welche man spielen soll. Die Ziffer an der Saite zeigt, welchen Bund man herunterdrücken muss. Beim Strumming sieht das ein bisschen anders aus, funktioniert aber nach selbigen Prinzip. Hat man den richtigen Ton gespielt, färbt sich die Saitenmarkierung grün, verpasst man seinen Einsatz oder verspielt sich, wird die Markierung rot. Bei einer bestimmten Anzahl an Fehlern landet man automatisch im Practice Mode, das Feedback erhält man sofort. Natürlich steigert sich die Schwierigkeit immer weiter, das Lerntempo ist dem Spieler jedoch selbst überlassen. So kann man jede Lektion im Practice Mode spielen und dort die Geschwindigkeit der Lieder etwas verlangsamen. Erfahrenere Spieler können Missionen erfüllen oder auch gezielt nach Liedern suchen, die sie spielen wollen. Ich habe schon mal reingeschaut, bis dahin ist es für mich noch ein langer Weg. In den über 1500 Übungen und Missionen ist für jedes Spielerniveau etwas dabei. Jede Woche gibt es eine neue Herausforderung, an der andere Nutzer teilnehmen können.
Der beste Freund des Musiklehrers
Yousician wurde nicht nur von Lehrern entwickelt, sondern auch für Lehrer. Im Musikunterricht oder in kleineren Gruppen ist der virtuelle Musiklehrer eine tolle Unterstützung, da es, im Gegensatz zum üblichen theorielastigen Unterricht, einen praxisnahen Anreiz zum Instrument herstellt. Das Interesse daran, ein Instrument zu erlernen, wird durch die Lernspiele aufrecht erhalten und motiviert zum Üben.
Yousician Premium
Yousician ist eine kostenlose App, die aber eine Premium-Version für Echtgeld anbietet. In der kostenlosen Version ist die tägliche Unterrichtszeit begrenzt. Danach kann man zwar immer noch spielen, aber ohne Feedback und keine Übungen und Lieder, die man noch nicht freigeschalten hat. In der Premium-Version ist die Spielzeit nicht eingeschränkt. Außerdem kann man durch die Premium-Version weitere Instrumente spielen, ansonsten lernt man nur das Instrument, welches man zu Beginn auswählt. Die Premiumkosten laufen als Abo und werden jährlich abgezogen, benötigt wird aber eine Kreditkarte. 9,99€ pro Monat sind ziemlich viel, aber andererseits kostet ein Musikkurs nicht unbedingt weniger. Sieben Tage Premium testen könnt ihr übrigens hier, ihr müsst allerdings daran denken, das Abo rechtzeitig wieder zu kündigen.
Fazit zur Yousician App:
Noten lesen kann ich immer noch nicht, aber ich habe innerhalb von vier Tagen „Oh when the saints“ gelernt. Zwar noch nicht perfekt, aber es wird mit jeder Übung ein bisschen besser. Was man auf jeden Fall lernt, ist der Umgang mit seinem Instrument. Dadurch, dass die Lektionen spielerisch aufgebaut sind, verliert man nicht so schnell die Lust, wie etwa im Musikunterricht. Die Herausforderungen und Spielchen sind eine coole Abwechslung zwischen den Missionen und in einer umfangreichen Lieder-Bibliothek findet man die typischen Klassiker (Sooomewhere over the raaaainbow!), aber auch aktuellere Songs. Da die App „zuhört“, sollte man logischerweise ohne Hintergrundgeräusche spielen, da sonst die gespielten Töne nicht erkannt werden.
Wenn ich ein Instrument lernen möchte gehe ich zu einem Lehrer und nicht in den App Store ihr Fische.