Kürzlich kaufte ich Optionsscheine bei einer App. Bei was für einer, fragst du dich? Trade Republic. Du kennst sie nicht? Dann beschreibe ich sie dir. Sie hat gar schreckliche Menüs und schreckliche Charts und schreckliche Suchfunktionen, ist immer nur schwarz. Getroffen hatte ich sie vor einigen Wintern durch gar fürchterlich suggestive YouTube-Ads. Den Rest der Geschichte, den gibt es hier.
Trade Republic sei der Broker für eine neue Generation. Nun mag man aus der Generation sein, welche das Börsenspiel schon aufregend empfand oder aus einer, welche gar das Generationsgedöns nervt. Es bleibt aber, dass die niedrigen Gebühren (lies: Warum ist Trade Republic kostenlos?) einen trotzdem zur App geführt haben. Dies ist ähnlich zum Verhalten, wenn man zu Aldi früher ging, weil es günstiger ist, sich mit den Paletten und Kartons abfand, aber man die Auswahl bei Rewe eigentlich mehr schätzt. Dei Zeiten haben sich hier geändert und eigentlich sollte es auch nicht so schwer sein eine featurereiche App nutzerfreundlich zu gestalten, oder Trade Republic?
Nun sind wir hier nicht neutral. Bereits vor einem Jahr schrieb ich in den Nachteilen von Trade Republic: „Als ich die App der Trade Republic vor etwas über einem Jahr erstmals öffnete, fragte ich mich, ob DAS schon die App aus der Werbung ist oder nur eine Demo.“ Mittlerweile gab es freilich Weiterentwicklungen, sodass dieser Beitrag ein gewisses Update darstellt. Wenn auch ein ernüchtertes. So gab es im Februar ein neues Design, so gab es die Logos der Unternehmen und… ja, was eigentlich? Wer es herausfindet, kann gern einen Kommentar schreiben!
Arme Feature bei Trade Republic
Wir hatten es als einen von fünf Fehlern bezeichnet, dass man sich nur auf Trade Republic als Informationsquelle verlassen soll. Das ist insofern ohnehin sehr schwierig, da es ohnehin nur die „Daily Stories“ gibt und ansonsten Zahlensatzleserei angesagt ist, was einem die sehr rudimentären Charts ohne Achsenbeschriftung nochmals schwieriger machen. Oftmals suche ich mir bei meinem „richtigen“ Broker die Kurshistorie im Vergleich zum Underlying heraus, um die Preisstellung des Emittenten zu beurteilen.
Die App von Trade Republic besteht aus vier Hauptmenüs. Das eigentliche Erscheinungsbild ohne viel Grafik und Farben geht in Ordnung, funktional. Form folgt aber oftmals der Leere. Das Portfolio geht hierbei wohl noch klar, auch wenn die Watchlist aufgrund der abgeschnittenen Titel der Werte sehr unpraktisch ist. Das Orderbuch auf dem vierten Menü (Profil) könnte man ebenso auf dem Portfolio unterbringen. Ich brauche keinen Chart meines Portfoliowerts, wohl aber eine Info zu fälligen Steuern und Spreads / Gebühren. Die Bewertung der Seite Sparplan lassen wir hier mal, da das Feature bisher nicht genutzt wurde.
Den Funktionstiefpunkt stellt die Suche dar. Um z.B. ein Derivat auf den Dax zu finden, kann man nicht einfach „Dax“ suchen. Vielmehr muss man unten bei Derivate auf Mehr gehen, wenn man DAX in der Suche hält. Oder man geht auf Derivate und filtert nach Deutschland. Im Bereich Optionsscheine gibt es dann lediglich die Auswahl eines Emittent als Filter und eine nach Basispreis, Delta und Laufzeit sortierbare Liste. Natürlich kann man die Kriterien „Implizite Volatilität, Omega, Aufgeld, Hebel, Zeitwert, Spread, Theta, Theoretischer Wert, Innerer Wert, Break Even, Moneyness, Vega und Gamma“ bei einem Konkurrenzbroker auch als etwas übertrieben ansehen. Zumal man sich schnell im die Kopf die partielle Ableitung des Optionspreises nach dem Kurs des Basiswerts berechnen kann. Offenbar will man die Neokunden nicht überfordern mit zu vielen Informationen. Das wirft aber schon wieder ein „seltsames“ Licht auf die Kultur in der Republik.
Letztlich sollte man fair bleiben und sich darüber freuen, dass zumindest nicht der Grüffelo um die Ecke guckt, auch wenn die Trade Republic App gute Grütze ist. Aber hey, die Gebühren sind so niedrig bei Trade Republic…
Ein Kommentar
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