In der Tasche sind die Pläne für die Dönerpreisbremse! Schon an diesem Kommentar merkt man, dass Olaf Scholz bei der Community angekommen ist, die er erreichen muss. Früher hat man das Engagement von eigentlich seriösen Akteuren in spaßigen Jugendmedien immer damit gerechtfertigt, dass man dort eben die Zielgruppe abholen muss. Dennoch muss der Bundeskanzler und sein Team viel Kritik einstecken die Tage. Auch, weil er da auf der Plattform mit KFC und Eurowings interagiert als wäre sein Account einfach ein weiterer Markenaccount einer Agentur. Schauen wir also mal morgen rein, sagt er zum Hähnchengrill auf die Frage, was wohl in der Tasche ist.
Olaf Scholz hat das digitale Neuland betreten – und wie! Mit einem Einstieg, der so locker daherkommt, als würde der nächste Kanzleramts-Podcast aus der Dönerbude um die Ecke gesendet. „In der Tasche sind die Pläne für die Dönerpreisbremse!“ – mit dieser Ankündigung wäre Scholz einen Viralhit auf TikTok gelungen. In Wirklichkeit sind nur Akten in der Tasche und das trägt er langweiliger vor als der Bestatter des Nachbarhamsters. Doch ist das wirklich das Format, in dem wir unseren Bundeskanzler sehen wollen? Zwischen Fast-Food-Preispolitik und Flirtversuchen mit der Jugend klingt das Staatsamt plötzlich wie ein Instagram-Influencer auf der Suche nach Likes. Lassen wir uns also auf ein Gedankenspiel ein und beantworten drei brennende Fragen.
Darf er das?
Kurz gesagt: Ja, natürlich darf er das. In einer Welt, in der Politiker Tweets absetzen, als gäbe es kein Morgen, warum sollte der Kanzler dann nicht auf TikTok sein? Im digitalen Zeitalter scheint es fast, als müsse jeder, der etwas auf sich hält, eine Präsenz in sozialen Medien haben – und ja, das schließt offensichtlich auch das höchste Amt im Staate ein. Aber nur, weil man etwas tun kann, bedeutet das nicht automatisch, dass man es auch tun sollte. Oder, um es mit den Worten eines weisen alten Internet-Memes zu sagen: „Aber bei aller Liebe, man muss es ja nicht übertreiben.“
Sollte er das?
Hier wird’s knifflig. Sollte der Bundeskanzler wirklich in der Welt von Tanzchallenges und Lip-Sync-Battles mitmischen? „Ich tanze nicht. Versprochen.“, versichert Scholz uns auf TikTok. Ein beruhigender Gedanke, dass wir ihn nicht beim Versuch erwischen werden, den Renegade-Tanz zu meistern. Aber dennoch: Sollten wir uns nicht fragen, ob die Glaubwürdigkeit eines Bundeskanzlers leidet, wenn er auf einer Plattform agiert, die vorrangig für Unterhaltung bekannt ist? Es ist ein bisschen, als würde man das Kanzleramt in eine Reality-TV-Show verwandeln – Keeping Up With The Kanzler.
Bringt das was?
Jetzt, wo wir geklärt haben, dass er es darf und wir noch debattieren, ob er es sollte, bleibt die Frage: Bringt es überhaupt etwas? Ziel ist es, die Jugend zu erreichen, eine Generation, die bekanntlich schwierig zu fassen ist mit traditionellen Medien. Wenn Scholz auf TikTok also bedeutet, dass junge Menschen sich plötzlich für Politik interessieren, könnte das doch ein Gewinn sein. Oder anders ausgedrückt: Wenn ein Döner-Video das ist, was es braucht, um politisches Engagement zu fördern, dann sollte vielleicht jeder Politiker einen TikTok-Account haben. Aber Achtung, liebe Politiker: Die Jugend von heute ist kritisch, clever und durchschaut Marketing-Strategien schneller, als ein TikTok-Video dauert.
Fazit
Olaf Scholz auf TikTok – es ist ein Experiment, das so neu wie ungewöhnlich ist. Während es definitiv zeigt, dass der Kanzler bereit ist, neue Wege zu gehen, um die jungen Wähler zu erreichen, bleibt abzuwarten, ob dieser Schritt die gewünschte Wirkung erzielt oder ob er sich in der Flut von Tanzvideos und Memes verliert. Eines ist sicher: Die politische Kommunikation ist im Wandel, und TikTok ist nur die Spitze des Eisbergs. Ob das Eis schmilzt oder zu einem soliden Fundament wird, auf dem man politische Botschaften aufbauen kann, steht noch in den Sternen. Aber hey, zumindest verspricht uns der Kanzler, nicht zu tanzen – und dafür sind wir schon mal dankbar.