Willkommen im digitalen Mittelalter der App-Werbung. Wo Katapulte fliegen, Gegner in cartoonhafter Slapstick-Manier explodieren – und du als Spieler… nun ja, nichts davon jemals siehst. Top War: Battle Game, eine Strategie-App, die angeblich Spannung, Interaktion und Aufstieg durch kluge Entscheidungen verspricht, tut exakt das Gegenteil. Sie führt dich in die Irre. Und zwar mit Vorsatz.
Das große Täuschungsmanöver
Die Werbung zeigt dir ein Spiel, das in Wahrheit nicht existiert. Dort steuerst du Einheiten, triffst schnelle Entscheidungen, rettest Figuren aus brennenden Häusern. Was du aber bekommst, ist: ein Spiel, das mit trägen Menüs, passivem Zusehen und einem Mikromanagement-Labyrinth glänzt. “Man ist passiver Zuschauer, wenn sich irgendwelche Figuren über den Bildschirm bewegen,” schreibt ein Nutzer. Kein Ausrutscher. Kein Einzelfall. Sondern System.
Werbung als Waffe – warum das so gefährlich ist
Das ist kein klassischer „nicht ganz wie auf den Bildern“-Moment, wie man ihn von schlecht bewerteten eBay-Produkten kennt. Es ist eine Methode, bei der Millionen User über Wochen und Monate hinweg auf dieselbe Weise hereingelegt werden. Das Spiel ist nicht einfach nur „anders“, es ist absichtlich falsch verkauft. Ein strukturelles Täuschungsprinzip, das besonders im Mobile-Gaming immer häufiger auftritt. Top War ist dabei nicht allein, aber definitiv einer der prominentesten Vertreter dieser Praxis.
Sascha Lobo würde es so sagen: Das ist die Datenkapitalismus-Variante von Clickbait auf Steroiden. Die Werbung füttert Algorithmen, der Algorithmus füttert Spieler, und das Spiel selbst füttert… deine Kreditkarte.
Die Kultur des Frustes
Und das Schlimme? Viele Spieler wissen das – und laden die App trotzdem. „An sich finde ich, ist das ein cooles Spiel. Leider hat es nichts mit der Werbung zu tun“, schreibt jemand in seiner 1-Stern-Bewertung. Diese ambivalente Haltung ist erschreckend: Man akzeptiert die Lüge, weil man sich an sie gewöhnt hat. Weil man sonst gar nichts mehr spielen kann.
Was macht das mit einer Gaming-Kultur, die einst auf Entdeckung, Spielspaß und ehrlicher Herausforderung basierte? Sie wird zermürbt. Vom gleichen Muster: Versprechen – Enttäuschung – Paywall.
Warum Top War ein Paradebeispiel für die Zerstörung von Vertrauen ist
Wenn du als Spieler merkst, dass du in einem Spiel nichts bewirken kannst, außer durch Geld oder endlosen Grind, bist du raus. Wenn du merkst, dass du in einem Spiel etwas ganz anderes erwartet hast, bist du doppelt raus. Und wenn du realisierst, dass du – wie viele andere – über Wochen hinweg ein Spiel spielst, das sich schamlos unter falscher Flagge in dein Smartphone geschlichen hat, dann solltest du richtig sauer sein. Nicht enttäuscht. Nicht überrascht. Wütend. Weil diese Praxis inzwischen Alltag ist.
Top War steht exemplarisch für ein System, das aus Nutzern keine Fans machen will, sondern Kunden. Kurzfristig, maximal monetarisiert, langfristig vergrault.
Fazit: Falsche Werbung bei Mobile Games ist kein Kavaliersdelikt
Diese Art von Täuschung gehört auf den digitalen Scheiterhaufen. Sie beschädigt das Vertrauen in App-Stores, in Entwickler, in Werbung generell. Und vor allem: Sie nervt. Wenn wir wollen, dass mobile Games ernst genommen werden, dann muss Schluss sein mit dieser Klick-Mich-Lüge.
Oder wie ein Spieler es auf den Punkt bringt:
„Die lustigen Sachen aus der Werbung sieht man, wenn überhaupt, alle heiligen Zeiten mal. Das Spiel fliegt sofort runter.“
Zurecht.