Hot oder Not? Rechts oder Links? Mit Lapse begegnet uns eine weitere App aus dem Genre der Entscheidungsspiele, der politischen Simulatoren, wenn man es so nennen will. Das durch Reigns populär gewordene Prinzip kennt der ein oder andere wohl eher nur von Tinder. Es geht darum, die Interessen verschiedener Parteien derart zu berücksichtigen, dass niemand mega unzufrieden wird und deinen Kopf fordert. Eine andere Umsetzung in einem diktatorischen Staat im Stil von Tropico ist z.B. „Dictator: Revolt“ hier. Wir befinden uns bei Lapse in einem Jahr, für welches es noch keinen Rückblick gibt: 2075.
Stelle dir mal vor: Einst warst du „einfach nur“ ein Milliardär, wohlhabend und entscheidungsfrei geworden durch Immobilien vielleicht. Doch dann hattest du Lust auf andere Dinge und hast dir deshalb auf deinem Landsitz in Florida die App „Lapse: A Forgotten Future“ geladen. Die stammt vom italienischen Einzelentwickler Cornago Stefano und war gratis im Store, wenn auch mit dem experimentellen Label „Beta“. Du musstest noch nicht einmal dein lieb gewordenenes Android-Smartphone (Samsung Galaxy S3) wechseln, da es das Spiel nur auf der Plattform gab und noch (?) nicht auf iOS. Nun warst du etliche Jahre damit beschäftigt wichtige Entscheidungen zu treffen.
Abwarten und Tee trinken?
Lapse: A Forgotten Future hört sich vom Titel für mich etwas seltsam an. Die vergessene Zukunft. Das soll wohl poetisch paradox klingen. Hört sich im ersten Moment für mich eher nach einem vergessenen Termin beim Zahnarzt an. Tatsächlich geht es aber darum, dass du als Alleinentscheider die Geschicke eines Landes lenkst. Dieses liegt nicht in der Karibik oder im Mittelalter, wie vormals schon genannt. Vielmehr in der Zukunft. Diese hat zahlreiche Referenzen zu Orwell, etwa in der Beziehung zu den westlich und östlich gelegenen Ländern. Vorrangig aber liest man so Probleme mit Gentechnik, Überwachung und so weiter. Man liest es zwischen den Zeilen.
Das Spielprinzip von Lapse ist, dass man recht kurze Sachlagen vorgesetzt bekommt. Das Grundwasser sei verschmutzt, die Weiden nicht mehr brauchbar, die Leute seien unzufrieden. Probleme, Probleme, Probleme. Die Lösung wird meist mitgeliefert und man darf nun zustimmen oder ablehnen. Hierbei hat jede Entscheidung direkte Auswirkungen auf die vier Bereiche: Umwelt, Bevölkerung, Militär und Finanzen. Naja, fast jede. Es gibt auch noch so „Spaßentscheidungen“ zwischendurch. Ob man z.B. eine Tasse Tee trinken mag mit der Putzfrau. Geht einer der vier Bereiche auf Null zurück, so ist Game Over. Dann beginnt man nicht direkt von Vorn, sondern im aktuellen Jahr. Es gibt also einen gewissen Fortschritt. Dieser fällt aber gering aus, sodass man wohl sehr lange spielen muss für die komplette Storyline. Ich habe es auch schon geschafft mit einer einzigen Entscheidung das Game Over zu provozieren (der General wollte neue biologische Waffen testen – na klar doch, kostet ja nix).
Die Aufmachung ist der Sache nach sehr einfach und dem ein oder anderen dann vielleicht zu zu sehr von Reigns inspiriert. Auch die Sprache wirkt etwas zu funktionell. Gerade in einer Zukunft in 50 Jahren würde ich eine etwas andere Verwendung von Worten erwarten. Hätte man vielleicht etwas anders machen können. Wem aber das Thema zusagt, der ist hier in der Zukunft vielleicht auch gut aufgehoben. Zumal Laps kostenfrei ist und sich per In-Apps finanziert. Kaufen darf man Orakelhilfen und Extraleben. Achja, die App ist derzeit nur auf Englisch verfügbar. Man sollte es schon recht gut verstehen, um die „richtigen“ Entscheidungen zu treffen. Richtig sind sie, wenn du eines der drei Enden erreichst.