Alles so schön sauber, la la la la la! Da hast du aber toll übers Display des Smartphones gewischt und den Boden mit dem virtuellen Staubsauger gereinigt! Und so weiter. Das sagte die Mama zu ihrem Baby, wohl zwischen 5 und 6 Monaten alt, und bei welchem zumindest das Lob über etwas angekommen ist, was es nicht begreift. Es kann schließlich noch nicht herumkrabbeln, sich aber schon auf den Bauch drehen. Was soll es da schon anderes machen? Urks. Krasser Fall und natürlich komplett ausgedacht. Oder? Doch kürzlich hörte ich wieder mal einen Podcast, in welchem als Einleitung davon die Rede war, dass er im Urlaub am Nachbartisch die Ruhigstellung von Kleinkindern per App und Video beobachtet habe. Dieser hat mich darin bekräftigt, dass nicht nur ich solche Beobachtungen mache. Sie stören deshalb, da es sich falsch anfühlt und man die Warnungen gewisser Wissenschaftler nicht mehr nur im Vorabendprogramm von ARTE und 3Sat sieht. Über die Anektoden, eigenen Erfahrungen und so weiter hinaus soll es heute aber mal handfest um die Frage gehen: Ab wann Apps für Kinder?
Die Frage ist recht einfach. Ab wann Apps für Kinder? Theoretisch gibt es hier zwei Extreme: nie und immer. Wie soll man sich entscheiden? Oder gibt es noch Argumente, wie etwa jenes, dass es noch darauf ankommt qualitativ hochwertige Apps zu nutzen? Musik und elektronisches Spielzeug nutzen Babys und Kleinkinder ja schließlich auch.
Ab wann Smartphone und Apps für Kinder?
Hier ein paar Antwortversuche:
Naiv und unkritisch wäre da z.B. der historische Antwortansatz, wonach man selbst als Kind ja auch TV geschaut hat oder Radio gehört. Und wir sind ja alle groß geworden und ganz normale Menschen. Hm. Vielleicht mit leichten Aufmerksamkeitsproblemen und Konzentrationsschwäche, aber das liegt ja nur am Stress und den vielen Entscheidungen jeden Tag. 😉 Jedenfalls kann man gegen diese Antwort einwenden, dass Smartphones mit Apps eine ganz andere Qualität an Schad- und Suchtpotentialen haben. Noch nie war vorher ein Gerät so nah am Alltag und bot so viele Möglichkeiten. Wahrscheinlich wird man in 10-20 Jahren mit einem Lächeln auf diese Zeilen zurückblicken, wenn Babys ganz normal mit VR-Brille ausgestattet herumliegen, wo sie schon früh mit Werbung „geprägt“ werden.
Experiment zum eher naturalistisch geprägten Antwortansatz gefällig? Einfach mal das Smartphone dem Kind vorlegen und schauen, ob es sich dafür interessiert. Das Kind hat schon selbst am besten „einprogrammiert“, was gut ist. Kleinkinder und Babys reagieren meist fasziniert auf diese Box, aufs Smartphone. Nicht mal auf die Apps, welche mit Ton und Bewegung locken. Da ist also die Frage nach der Software und das händisch anfassbare Objekt zu trennen. Eltern berichten beinahe stolz davon, dass ihre Kinder schon das iPhone entsperren können und Fotos machen. Man könnte fast denken die Menschheit hat auf diese Technologie gewartet wie vorher aufs Rad und Feuer. Die richtig eingeordnete Beobachtung ist wohl aber die, dass die Faszination nicht aus der Sache selbst stammt, sondern auch daher, dass wir Erwachsene eben das „Gerät“ sehr oft in der Hand halten. Würden wir den ganzen Tag einen Stein anstarren, wäre dieser wohl ebenso interessant für Kinder. Also Sackgasse.
Ab wann Apps für Kinder? Niemals Apps für Kinder, würde wohl Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer mit seinem sehr kritischen Ansatz sagen. Der Psychiater ist bekannt für die Verbreitung der These von der „digitalen Demenz“. Er stützt sich auf Untersuchungen aus Südkorea und diagnostiziert vor allem Vereinsamung und soziale Verkümmerung. Logisch für den Laien erscheint hingegen die Aussage, wonach Kleinkinder die Sprache nicht durch Medien lernen, da hier der Kontext fehle und die wirkliche Lippenbewegung des Gegenübers. Und dann gibt es da noch eine große Suchtgefahr dieser Medien.
Gegen Apps in frühen Jahren spricht relativ viel: Bewegungsmangel, geringe Kreativitätsauslebung, einseitige Sinneswahrnehmung.
Zu all diesen kritischen Punkten gibt es auch schon bereits Studien, sodass man sich nicht nur aufs Bauchgefühl verlassen muss.
Ab wann Apps für Kinder? Aus den Antworten kann man nun folgern, dass man möglichst lange warten sollte, bis man ein Kind mit einer App spielen lässt. Absolut Tabu sollten sie für Babys und Kinder bis 3 sein.
Natürlich sind dies alles nur freie Überlegungen und Gedanken, welche gern zur Diskussion gestellt sind.
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