Die Frau fragt den Partner, ob es geschmeckt hat. Und nein, es folgt keine Überraschung. Man merkt es ihm aber selbst an, dass die darauf folgende Szene irgendwie gestellt wirkt. Naja. Auf TikTok liest du immer wieder gleichlautende Sprüche und Kommentare, manchmal werden sie sogar zum Aufhänger der Videos wie im Fall des Aufräumenden. In dieser Serie erklären wie sie und binden euch keinen Bären auf. Für den heutigen Fall kannst du schon mal die rosarote Brille aufsetzen, denn mit ihm wird oft eine Bescheidenheit bei der Partnerwahl ausgedrückt, welche sich so ganz widerspricht mit der Swipe-Singlegesellschaft. Ihr wisst schon, er muss größer sein und reich sowieso. Aber das ist ein anderer Trend, lies hierzu einfach „Swipe Right oder Swipe Left? PULS Reportage’s „Dating-App Test“ ist ein echtes „This Ain’t It“ für den Öffentlichen Rundfunk„. Wie lautet also dieser ominöse Kommentar?
Der Kommentar „wenn er nicht so ist will ich ihn nicht“ fängt perfekt die Mentalität ein, die sich in der modernen Dating-Kultur, besonders auf Plattformen wie TikTok, widerspiegelt. Dieser Satz, so simpel er auch klingen mag, offenbart eine tiefe Wahrheit über die heutigen Erwartungshaltungen in Beziehungen und der Partnerwahl. Es geht nicht nur darum, oberflächliche Kriterien wie Größe oder Vermögen zu erfüllen, sondern vielmehr darum, dass eine Person bestimmte charakterliche Eigenschaften oder Verhaltensweisen aufweist, die für den Einzelnen unverzichtbar sind.
Diese Erwartungen können als zu hoch angesehen werden, besonders wenn man bedenkt, dass kein Mensch perfekt ist und dass jeder seine Fehler und Schwächen hat. Die Idealisierung potenzieller Partner kann dazu führen, dass real existierende Menschen, die vielleicht wundervolle Eigenschaften haben und eine bereichernde Beziehung bieten könnten, übersehen oder abgelehnt werden, weil sie nicht in das enge Raster der Erwartungen passen.
Social Media, und insbesondere TikTok, spielen eine wichtige Rolle in der Verbreitung und Verstärkung solcher Erwartungen. Durch die unzähligen Videos, die bestimmte Ideale und Lebensstile glorifizieren, wird oft ein unrealistisches Bild von Beziehungen gezeichnet. Was als Inspirationsquelle dienen könnte, wird schnell zur Norm, an der sich die Realität messen lassen muss. Dies führt zu einer Diskrepanz zwischen der digital vermittelten Idealwelt und der realen Welt, in der Beziehungen Arbeit, Kompromisse und Akzeptanz erfordern.
Die Kommentare wie „wenn er nicht so ist will ich ihn nicht“ sind daher mehr als nur flüchtige Aussagen; sie sind ein Spiegel der Gesellschaft, der die Herausforderungen des modernen Datings und der Partnerwahl beleuchtet. Sie zeigen auf, wie Social-Media-Plattformen nicht nur unsere Kommunikationsweise, sondern auch unsere Wahrnehmung von Beziehungen und unsere Erwartungen an potenzielle Partner formen.
Es ist wichtig, diese Dynamik zu erkennen und kritisch zu hinterfragen. Die Suche nach einer perfekten Übereinstimmung in jeder Hinsicht ist nicht nur unrealistisch, sondern kann auch verhindern, dass man echte, tiefe Verbindungen zu anderen Menschen aufbaut. Wahre Zufriedenheit in Beziehungen kommt oft nicht von der Erfüllung einer Checkliste, sondern vom gegenseitigen Verständnis, der Akzeptanz und der Bereitschaft, zusammen zu wachsen.
In einer Welt, die immer mehr von der Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit sozialer Medien geprägt ist, ist es entscheidend, sich daran zu erinnern, dass Beziehungen Zeit, Geduld und echte emotionale Investition erfordern. Sie sollten nicht durch die Brille sozialer Medien gesehen werden, die oft ein verzerrtes Bild der Realität präsentiert. Stattdessen sollten wir uns auf die Grundlagen zwischenmenschlicher Beziehungen besinnen und uns daran erinnern, dass Perfektion nicht das Ziel ist, sondern das Streben nach einer echten, erfüllenden Verbindung mit einem anderen Menschen.