46395. Das ist kein Code für irgendeinen Chipsatz, dessen Nummer nur die Techniker unter den Smartphone-Nutzern elektrifiziert. Vielmehr verbirgt sich dahinter eine der Postleitzahlen von Bocholt. Und was hat das jetzt mit dem Gigaset GS 185 zu tun? Der in der letzten Maiwoche in einer Onlinekonferenz neu vorgestellte Android ist das erste von Gigaset in Deutschland hergestellte bzw. zusammengesetzte Smartphone. Ein Einsteigergerät mit großem Akku, fünfeinhalb Zoll Display, 13 MP Hauptkamera und… Qualcomm-Prozessor, er möchte wohl trotzdem genannt werden. Die Zielgruppe fürs Gerät bist du. Mit dem Gigaset GS 185 wird die Produktpalette von Gigaset noch umfangreicher, beinahe verwirrend groß. Bisher waren alle Smartphones eine Empfehlung ohne Schwächen. Denn wir haben bisher alle Geräte in der Praxis eingesetzt und sind sehr zufrieden. Richtig regelmäßig nutzen wir vor allem das GS 270 Plus mit seinem großen Akku. Entgegen der Vermutung vom Dezember bei der Vorstellung des 370, dass nun schon das GS 470 folgt, hat man also erneut am anderen Ende des Portfolios sich fit gemacht.
Gestern konnte man das GS 185 schon bei einer ersten App-Vorstellung entdecken, sodass wir die Lauffähigkeit von Apps auf dem mit Android 8.1 bestückten Gerät schon getestet haben. Auffällig ist wohl auf den ersten Blick vor allem, dass die Screenshots von Silly Walks recht langgezogen wirken. Pixelmaße von 720 x 1440 haben sie und die Bedienelemente von Android verschwinden fein, sodass wir ein Ganzbildschirmvergnügen mit langer Sichtweite haben. Viele Spiele im Arcadebereich profitieren vom „modischen“ Seitenverhältnis 18:9 wie ich finde. Freilich ist das Gigaset kein Gamingdevice, zwar mit 2 GB ausreichend RAM für PUBG Mobile etwa, aber normale Spiele für zwischendurch, wie sie wohl ein Großteil der Nutzer gern genießt, sind seine Sache. Ansonsten präsentiert sich das Gerät auf dem Foto mit einem schmalen Rahmen ums Display, welches an den Ecken leicht abgerundet ist. Wer aber nicht genau hinschaut, wird zu anderen Gigasetgeräten gar keinen großen Unterschied feststellen. Es folgt der bisherigen Designsprache.
Das Android Smartphone Gigaset GS 185 wird mit dem üblichen Zubehör verkauft, wie man es als Erstausrüstung benötigt. Also USB-Kabel mit Stecker, Kopfhörer als In-Ear und ner Kurzanleitung auf Deutsch. Alles in allem wie man es von einem Android-Gerät kennt und erwartet. Der Karton ist eine umweltfreundliche Schachtel, welcher geschickt gefaltetet aus einem Stück besteht und flach ins Reycling geht. Tatsächlich ist jener in Deutschland hergestellt, was für kurze Wege sorgt. Für einen leichten Einsteig in die Bedienung ist das Display des Geräts nicht mit einer Folie beklebt, welche einen mit den Tasten, Sensoren und so Anschlüssen vertraut macht. Ich denke aber 99 Prozent aller Käufer wissen mittlerweile, auf welcher Seite man ins Display schaut und was die Rückseite darstellt. Bitte weiter also.
Design des GS 185
18:9. Das Display bestimmt das Design des 147 × 70,6 × 8,8 großen Geräts. Es fügt sich recht nahtlos ins Plastikgehäuse ein, welches bei uns in einer dunkelblauen Farbvariante (Midnight Blue, auch verfügbar ist Metal Cognac) angekommen ist und leicht metallic glitzert auf der Rückseite. Hier ist ein dezenter Aufdruck des Herstellers, eine minimal erhobene Kamera mit Blitz-LED sowie zentral der Fingerabdruckssensor.
Platz bleibt auf der Front nur für den Lautsprecher, die Frontkamera, welche wie die Hauptkamera mit 13 MP ausgestattet ist. An der Front ist oben links eine Status-LED untergebracht, welche rot leuchtet für Ladebedarf sowie grün bei kompletter Ladung am Netzteil. Die LED leuchtet auch, wenn man Nachrichten hat, also ob nun Anrufe, SMS oder andere Notifiations vom System oder Apps.
Klinke ist als Audioanschluss oben links verbaut, USB mittig unten neben den Lautsprechern. Rechts seitlich liegt der Einschalter sowie die Lautstärkewippe. Das Gerät hat keine IP-Zertifizierung. Dafür wird eine Garantie bei Wasserschäden im ersten halben Jahr geboten. Das Display selbst ist nicht das bekannte Markenglas mit dem Affen, sondern ein nach Herstellerangaben ebenso kratzfestes.
Die Verarbeitung des Geräts zeigt keinerlei Ungenauigkeiten. Klar fühlt sich die Rückseite plastisch an und wenn man drauf klopft, klingt es auch hohl. Durch seine runde Gehäuseform und klar auf die Funktion reduzierte Design macht es einen ordentlichen und unaufgeregten Eindruck.
Nutzung des GS 185
Die Haptik des Geräts ist angenehm. Der Einschalter hat eine leicht raue Oberfläche, sodass man ihn auch im Dunkeln klar findet. Das Display mit seinem Seitenverhältnis hat in der Bedienung gleich mehrere Vorteile. Zwar ist die Darstellung damit bei Bildern und Videos nicht optimal, da mit Balken, jedoch werden Texte länger dargestellt und es liegt in kleinen Händen auch besser.
Das Gerät bietet die Möglichkeit zwei Sim-Karten zu nutzen und gleichsam den internen Speicher auf 256 GB zu erweitern. Die Freischaltung des Geräts mit Fingerabdruck geschieht schnell und unkompliziert. Das ist ein Feature, was ich nie wieder hergeben möchte. Es erlaubt es ohne ein Blick aufs Display unterwegs schnell die Kamera zu aktivieren ohne lästige Codeeingabe. Gesichtsfreigabe brauche ich hingegen nicht.
Ein schnelles Testfoto habe ich mit der Kamera des GS 185 gemacht, was einen farbechten und fokussierten Eindruck macht. Die Kamera bietet drei Modi, u.a. auch Panorama sowie die bekannten Farbfilter mit Liveeffekt. Generell gefällt mir die Androidkamera mit ihrem Einstellungsmenü zu Weißabgleich und Timer immer besser. Der Abschied vom Nokia 1020 ist aber noch immer nicht vergessen.
Nun ist natürlich noch die Frage, inwieweit sich das „Made in Germany“ für den Kunden auszeichnet. Klar sind die Komponenten weiterhin bei den jeweiligen Herstellern in Asien gefertigt. Fertigt eigentlich Infineon noch Chips in Dresden? Bisher waren die Geräte von Gigaset in DE nur designed, insofern ist das trotzdem ein großer Schritt. Gerade was die Qualitätssicherung angeht, finde ich. Man macht endlich eigene Erfahrungen in der Fertigung, kann daraus lernen und dann vielleicht auch mehr noch eigene Akzente setzen. Genau das ist es, was mir bei den Geräten von Gigaset noch etwas fehlt. Gerade auch da ich persönlich immer wieder auf Personen treffe, die Gigaset sehr gut als DECT-Hersteller kennen, fehlt mir noch der kommunikative Anknüpfungspunkt an die Tradition.
Was ist eigentlich das wichtigste Kriterium beim Kauf eines Smartphones? In vielen Studien steht an erster Stelle der Akku. Bei der Akkuleistung kann das GS 185 mit seinem großen 4000 mAh Kapazität punkten. Weiterhin ist aktuelle Software wichtig und auch hier ist Android 8.1 eine gute Wahl, zumal es pur installiert ist ohne Zusatzsoftware. Verlässlichkeit und Service zeigen sich mitunter erst nach 1-2 Jahren im „Fall der Fälle“. Datenschutz wäre für mich extrem wichtig, aufgrund der Segmentierung nutzte ich deshalb auch gern Windows Phones. Leider ist Gigaset ein paar Jahre zu spät bzw. Microsoft hat ein paar Jahre zu früh „aufgegeben“, um mir diesen Wunsch zu erfüllen.
Das Gigset GS 185 ist ein prima Gerät, wie ich in vielen Reviews auch gelesen habe. Mit einem Preispunkt von 179 Euro ist es nicht mega günstig. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob es nun wirklich noch auf 10, 20 oder gar 50 Euro an Unterschied ausmacht, wenn man für seinen täglichen Bedarf ein zuverlässiges Gerät sucht. Okay, Preis-Leistung ist vielen wichtig. Sollte man nicht lieber etwas mehr zahlen, um gerade den deutschen Kundenservice von Gigaset zu erhalten? Ich denke ja. Die Tage kam übrigens ein Softwareupdate fürs GS 270 rein, sodass man bei der Updatepolitik also sicher sagen kann, dass man da am Ball ist.