Neulich hörte ich bei Google Podcasts keine Filmbesprechung bei „WIMAF“. Wenn du durch die Verneinung irritiert nicht genau zugehört hast: der Podcast heißt WIMAF und nicht WINAMP. Aber wer überhaupt so verwechseln kann, beide kennt, und die Altmodrigkeit nachvollziehen, ist sicher der Kernzielgruppe dieses Schinkenstreifenbesprechs zuzurechnen. Denn beim „Wiedersehen macht Freude Podcast“ werden alte Filme durchgekaut wie abgehangene Speckschwarte. Eigentlich. Zufällig schlug die App auf Android das Format vor und es klang irgendwie interessant, was schon vernichtend ist, wenn man die Wortgeschichte von Interesse noch aus dem Philosophieseminar im Hintervakuum hat. Fragt zumindest der Sohne seinen Vater, was denn Vakkum sei. Dieser antwortet: Ich habe es im Kopf, komme aber gerade nicht drauf.
Zunächst muss noch der Proclaimer rein… nein Disclaimer (WTF, warum sollte man am Ende erst etwas abstreiten, WIMAF-Hörer kennen den Grund für meinen Anfangsärger)… der Disclaimer jedenfalls, wonach WIMAF wirklich nur eine zufällige Empfehlung der guten und kostenfreien Google Podcast App ist. Eine recht gute App direkt vom Brainbug, da sie viele Inhaltet mit einem schlanken Interface verbindet. Keine Anmeldung, keine Abos. Die Inhalte sind für die Offline-Nutzung runterladbar. Also, nicht etwa durch den 27fach gelikten Post hier von Oliver Petsoldat wurde Aufmerksamkeit für WIMAF geschaffen, sondern Google macht den Fehler, was wieder Hoffnung macht über die Güte des Algos und die Apocalypse.
WIMAF – Wiedersehen macht Freude Podcast
Ja, sorry. Eventuell ein sehr unglücklicher Zeitpunkt, um WIMAF zu entdecken, aber die Indianer bei Apocalypto haben es sich auch den Regiseur nicht ausgesucht. Damit sind wir schneller beim Thema als die beiden Macher. Der erste Eindruck ist, dass sich zwei Studenten im ersten Semester darüber in der Mensa quatschen, ob nun die helle oder dunkle Sauce besser schmeckt und ob man überhaupt sie als Soße noch bezeichnen darf, schließlich ist der Koch ein Anhänger der Nudelmonsterreligion. Und dies ist in etwa das „Too long to hear“ der Episode „Maria zeigt Nilz: Breaveheart“, welche eventuell völlig am sonst gesendeten Podcast-Thema vorbeigeht. So als vermutende Verteidigung.
Thema sind eigentlich alte Filme. Nicht die Roundhay Garden Scene oder galoppierende Pferde. In den bisher verfügbaren dreikommaeinsneun Episoden wurden etwa Police Academy, Die Piratenbraut, Twillight, Stirb Langsam und Waynes World besprochen. Zudem Brave Heart nicht. Neutral gibt es noch den Satz, wonach der Podast WIMAF im April 2018 gestartet ist und oftmals bekannte Gäste hat. Und der Gag kommt jetzt.
Einer der beiden Podcaster, der Mann, welcher selten seine Sätze beenden darf, ist auch sowas wie prominent. Sein Künstlername lässt kaum auf seinen eigentlichen schließen: Nilz Bockelberg. An der Stimme habe ich ihn nicht erkannt im Podcast. Also no hate gegen ihn persönlich, ich kenne ihn nicht, ist bestimmt ganz nett. Mit der Frau im Podcast knistert es und nicht am Galgen, dachte ich. Liegt aber daran, dass es offenbar seine echte Frau ist, also so mit Ring und Urkunde. Oder er ist nur verliebt, verlobt. Ihr kennt ihn noch immer nicht? Ich sage nur VIVA. Zufällig habe ich Herrn Bockelberg mal auf der republica 12 oder 14 fotografiert, er saß im Bild. Offenbar habe ich es aber nicht getagged und finde es nicht. Ah doch, hier:
Egal, wir hören ja und die Gesichter sind da egal, oder? Oder wie ist das mit dem Gesicht und dem Gesagten? Darf man noch zuhören, wenn jemand rote Irokesenhaare hat?
Jeder Podcast geht so gefühlt ne halbe Stunde, wenn man die Wiedergabegeschwindigkeit auf angemessene 2fach stellt, den Haken bei „stille Passagen überspringen“ und den Button für die 30 Sekunden öfters tippt als jeder durchschnittliche Spieler vom schrottigen Idle Miner seine Manager (Guck mal: Wie feiern eigentlich die Supersuperreichen in Berlin?). Der sprachlich aufgeblassene Lobo-Podcast ist übrigens so ermündend wie der von T3N, einfach mal 22 Uhr auf der Autobahn einschlafen einschalten.
WIMAF nervt gewaltig
Gemeinsam alte Film gucken ist gar nicht mal so ganz schlecht. Schnittpunkt zum aktuellen Precht-Podcast, wo er gerade den Mangel an verbindenden Erlebnissen und sei es die erloschenen gemeinsamen TV-Lagerfeuerabend von „Wetten Dass“ als Ursache für die Werteerosion sieht. Niemand interessiert sich mehr, wenn man keine MALM Schränke bei Ikea bekommt oder Gehirnkrebs diagnostiziert wird. Jeder kann alles jederzeit individuell „on demand“ gucken und bestellen. Freilich machen das auch die WIMAFer, profitieren sogar von der Verfügbarkeit in den Archiven. Also gute Idee, außer eben, dass es schon komisch ist SOLCHE Filme nochmal zu gucken, da sie doch recht „Hollywood“ sind. Gerade Mel Gibsons Komödien, hm. Jedefannls könnte man über die Filme sprechen, wenn man es dann macht. Womit endlich das Band von der Kassette gelassen wurde zur Braveheart-Folge, welche so gewaltig genervt hat. Braveheart ist ja von und mit Mel Gibson, er hat auch die Titelmelodie gesungen und seltsame Anrufe gemacht. Skandale und so. Habe ich ehrlich gesagt gar nix von gehört. Falsche Medien verfolgt. Scheint aber weired zu sein, der Herr. Seine aktuelle Frau ist 40 Jahre jünger oder so. Braucht man außerdem eine Privatinsel? Die Skandale waren so 2006 offenbar.
Die Frage im Podcast ist also, ob man Werke von solchen Künstlern überhaupt noch beachten darf. Könnte man als Laie einfach mit ja beantworten, schließlich erfreut man sich generell auch noch an Bach. Er heiratete mit 36 seine 20 jährige zweite Frau, war aber zumindest nie mit Alkohol am Steuer erwischt wurden, um dann zu beleidigen. Oder man liest hier weiter „Schlägereien, Gewalt und Terror bestimmten die frühen Jahre des Genies“ und beendet die Diskussion mit Ergebnis. Mozart war sogar taub oder war es Beethoven? Und gewisse Bilder eines Diktators waren ansich schon schlecht. Hollywood-Streifen umfassen einfach einen riesigen Berg an Leuten, wäre ja unfair. Außerdem ist Kunstwerk da wohl… Okay, man kann natürlich über Hermeneutik, Werk und Autor, Schrift und Bild, Ton und Klang diskutieren, aber dann eben in besagter Mensa und nicht unter falscher Überschrift. Und ja, es ärgert einen als Ersthörer schon, wenn man 30 Minuten endlich aufs Thema wartet, sei es noch so belanglos, und es kommt nicht vor. Über den Film selbst wird bei Minuten 45 nur die Aussage gebracht, wonach Gibson für die Rolle zu alt war, was gerade bei dem Satz „ich habe dich schon immer geliebt“ komisch wirkte. Wo war er dann die 15 Jahre? Naja. Viel mehr gibt es dann nicht zum Film, ganz so wie der eigentliche Wallace sollte man es wohl vor der Hinrichtung halten und einfach nix sagen. Nein, Freiheit rief er offenbar nicht wirklich.
Angefügt werden muss, dass auch die aktuelle Folge über die Haie mit den großen Hirnen müde ist. Kann die Frau mal den Vogel über ihrem Schatten ausreden lassen, bitte? Der tut einem ja fast leid.
Genug gehört, was könnte man anders machen? Bessere Filme, andere Gesprächsstruktur, mal auf den Punkt kommen, etwas mehr Hintergrundinformationen? Ja. Oder einfach nicht anhören eben. Freiheit.
Ein Kommentar
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