Ich lebe in meiner eigenen Welt des Scheines – I live inside my own world of make-believe. Der Song „Sub Urban“ ist mega angesagt auf TikTok. Schon 2,136 Milliarden Clips wurden damit seit Anfang April unterlegt. Hauptsächlich von Mädels im Bikini, welche ihre Workout Routine für den Traps in einen neuen Tanz miteinbeziehen. Kreativ und lehrreich für alle im Homeoffice, lockert er doch genau die Regionen, die man braucht, um das Feierabendbier zu halten. Alkohol auf einer Plattform für Kinder?!
Oh-na-na-na-na. Alles gelogen bisher. Wir haben einen neuen Trend für TikTok gefunden, die TikTok Kritik. Eigentlich wäre die erste Zeile vom Song „Freaks“ vom gleichen New Yorker Songwriter zitierfähiger gewesen, aber der ist ja nicht im Wohnzimmer entstanden. Also „triff meine Monster“ hört sich nicht nett an. Für was? Für nen lockeren Einstieg in eine Replik auf einen Text: „TikTok: Hier geht es nicht um Jugendliche, es geht um Kinder“. Denn Überschriftenleser, wie ich, haben ihn wohl bei Google News zunächst als Gag eingeordnet. Nun stand aber TikTok dabei und ein Klick tut nicht weh, schließlich geht es ja um die Kinder. Zumindest nicht behinderte Kinder wie in „Gemischtes Hack“ die Kritik lautete.
Repli… was? Für Kurzleser.
tl;dr – kurz: Viele Kinder sind auf TikTok aktiv, zeigen sich zu freizügig*, flexen mit ihrer schlanken Schönheit, temporeichen Tanzfähigkeiten, Prank-Humor und alles nur für den schnellen Fame vieler Likes. Alterskontrollen zu lax. Das Unternehmen kommt auch noch ausgerechnet aus China. Genauso wie der Broilerbräter, welcher uns ja wehrlose Verletzte erschlagen lässt. Und TikTok ist gefährlich, Erwachsene sind wie immer bei Smartphone-Themen gefragt. Und Apps für Kinder, bekommt ein klares no.
*) Mal sehen, ob das und sie noch lange auf der Plattform ist.
@akgun73 ♬ Nerden Bileceksiniz – Yusuf Hayaloğlu
Das wird hier also keine Verteidigung von TikTok bzw. ist als solche nicht geplant. Es sind einfach so seltame Kritikpunkte in diesem BZ-Text.
Die Autorin Schmelcher schreib in der BZ über TikTok. Eine Warnung, Vorsicht sei geboten und so. Die Kritikpunkte sind:
- TikTok richte sich an Kinder, Zitat: „warum wirkt vieles auf TikTok so kindisch?“
- TikTok Kritik: die App komme aus China
- das Unternehmen sei intransparent
- Nutzer seien gläsern
- Gefahr des Cybergrooming vorhanden
- Inhalte seien Mainstream
- Inhalte seien unpolitisch, trotz Tagesschau: „Hashtags wie Falun Gong oder Tiananmen haben auf TikTok kaum Follower“
- TikTok gebe die Regeln vor
- Herr Anwalt sei wie der „Rattenfänger von Hameln“
Außerdem kommen da ne Menge seltsamer Aussagen in der TikTok Kritik zusammen, viel Text. Etwa eine Aussage zum Gründer von TikTok, welche auf einem „Halbsatz bei Wikipedia“ basiert. Oder wonach die echte Erfinderin dieses Tanzes nicht die ist, welche damit populär wurde. Ist meistens bei Ideen so, kann man da nur lapidar antworten. Und was interessiert es überhaupt, schließlich ist das doch nur ein oberflächlicher Mainstreamquatsch für Kinder und Teenies. Wäre ja fast so als würde man fragen, wer Cinderella erfunden hat. Wo doch jeder Disney kennt und liebt. Vielleicht hat die Erfinderin einfach die falschen Hashtags benutzt? Wayne.
Aber sorry, ich will mal ganz ohne Häme die TikTok Kritik von Frau Antje Schmelcher in der BZ anpflücken als wäre es saure Spreewald-Zuckerwatte. Oh, wait. Das Zeugs regt mich immer so tierisch auf, wenn die an den Händen klebt und man danach noch auf die Hüpfburg will. Es passiert, der Text hat mich geärgert, da er so fern wirkt. Und meine Antwort hier wird immer länger, dabei wollte ich doch in 15 Sekunden lesbar bleiben, schließlich geht es ja um die Klicks. Äh Kinder.
Warum TikTok böse ist
Also Kinderverführung zu Famesucht und falscher Mediennutzung. Etwas China-Diss und Unverständnis über den FYP-Algo, welcher Mainstream fördere und nicht den Diskurs in einer Redaktionssitzung nutzt. So in etwa könnte man den sehr langen Text von Antje Schmelcher in der BZ zusammenfassen. Und es stimmt, die TikTok Kritik ist berechtigt wie am Wetter. Zumal die Plattform trotz dieser Blogerevents mit leckeren Buffet kalt und intransparent wirkt, zu welchen wir sicher bald eingeladen werden auf einer Berliner Dachterrasse (zwinker, wer hat auch gerade kaltes Buffet gelesen?). Schon traurig, dass Deutschland immer wieder bei solchen Plattformen völlig abgehangen ist und die Schwäche von Facebook und Google im Bereich der Kurzclips wieder nicht genutzt wurde. Kann man sich schon ärgern in der Berliner Startup-Szene darüber.
Zentrale Kritik bei Schmelcher ist: „Die App TikTok gibt vor, eine Plattform für Jugendliche zu sein. Tatsächlich geht es heimlich um Kinder.“
Und hier ist DER BEWEIS:
@yvemaruhn ❤️
♬ Blinding Lights – The Weeknd
Ja, TikTok gibt das durchaus so vor sich an ältere Zielgruppen zu richten (18-30), denn dahin will man sich nach dem Desaster von Musical.bye ja entwickeln. Keine Abhängigkeit mehr von Zangspangen-Zwillingen, welche dann von der Konkurrenz abgeworben werden dankend für den gratis Fame gehen. Long Story.
TikTok sieht sich als „Video-Community für kurze und unterhaltsame Videos„. Man wirbt mit Inhalten wie Lifehacks, Tutorials, Tieren, Sport und auch Musik in den Screens auf Google Play. Insofern ist die Sache mit dem Tanz schon etwas lame, auch wenn das Format weiterhin stark angesagt ist. Klar, Leute mögen Musik und bewegen sich gern. Die Visuals wirken neutral und ganz ohne diese Comicgrafik vom mittlerweile so erfolgreich indizierten Coin Master, welche ja so eindeutig sich an Kinder richte.
Jeder mit einem Sushiladen auf Facebook weiß, dass TikTok die jüngste aller Plattformen ist und sich freilich auch an Kinder ab 13 richtete. Man kann Werbung schalten, um seine Marke mit den „consumers of tomorrow“ bekannt zu machen. Was passiert bei TikTok im Marketing-Tab, was wird den Werbetreibenden als Zielgruppe verkauft? Adobe machte gestern ein Angebot mit 65 % Rabatt für Schüler, Lidl sucht Auszubildende, Kellogg Pringles ruft zum Tanz auf.
Tänze. Tja, womit wir nochmals kurz bei den gefälligen Inhalten sind. Was erwartet Schmelcher? Kostenfreie Ads für den Hashtag #chinaistscheisse? Gerade in letzter Zeit kann man schon eine gewisse Politisierung feststellen. Eben, wenn es um Inhalte geht, welche auch Jugendliche und Kinder interessieren. Klimawandel ja. Aber Schulausfall und Prüfungen, oha! Wird da gepostet und kommentiert.
@corn.sc Bin für jeden Tipp dankbar ##maskenpflicht
♬ Originalton – corn.sc
Fazit: Kinder als Zielgruppe, welche sich nicht fürs Tian’anmen-Massaker interessieren, sondern Schönheit und Shopping. Man kann freilich darüber diskutieren, ob das so toll ist. Aber die Ausnutzung von Naivität steht sicher hier im Mittelpunkt der Kritik. Die Gefahr sich als Creator lächerlich zu machen, ein Opfer von Mobbing und unangemessener Ansprache zu werden ist auch da. Die Plattform hat Regeln ja und setzt diese auch entschlossen um nach meiner Beobachtung. Sperrt auch große Accounts bei Verstößen gegen Community-Richtlinien. Schneller auch als Facebook früher. Und Creator ist übrigens keine TikTok-Erfindung. Würde man die Bravo dafür kritisieren, dass sie nie Hu Yaobangs als Poster hatten? Oder gab es ihn? Bin da auch nicht so informiert und schreibe deshalb mal lieber keinen langen Texte drüber ins Netz.
P.S. Die falsche Kritik von Schmelcher an TikTok ist übrigens keine Frage des Alters.